Kippfenster-Syndrom

Lebensgefahr für Katzen

Eine rote Katze sitzt vor einem Fenster. © TASSO e.V.
Eine Katze sitzt vor einem verschlossenen Fenster.

Es klingt niedlich, hat aber einen ernsten und traurigen Hintergrund: Das sogenannte Kippfenster-Syndrom. Trotz vieler Bemühungen um Aufklärungen kommt es so häufig vor, dass sich eigens dieser Name dafür etabliert hat. Doch was ist das Kippfenster-Syndrom überhaupt und wie können Sie verhindern, dass Ihre Katze dadurch lebensgefährlich verletzt wird? Wir haben für Sie die wichtigsten Informationen zum Kippfenster-Syndrom.

Was ist das Kippfenster-Syndrom und warum ist es so gefährlich?

Besonders im Frühling und Sommer kommt das Kippfenster-Syndrom häufig vor. Denn gerade in diesen Jahreszeiten wird in Wohnungen und Häusern wegen der angenehmen Temperaturen viel gelüftet. Katzen versuchen dann oft, durch ein auf Kipp stehendes Fenster zu klettern. Doch leider bleiben viele dieser Samtpfoten in dem Spalt stecken. Wenn die Katze dann versucht, sich zu befreien, rutscht sie durch die Bewegungen immer tiefer in den Fensterspalt und wird immer mehr eingequetscht.

„Dabei können schwerste innere Verletzungen an Knochen, Nerven und Organen entstehen, die oft zu irreparablen Schäden und sicherlich auch zu großen Schmerzen führen“, erklärt die für TASSO tätige Tierärztin Dr. Anette Fach. „Es werden zwar viele Katzen noch lebend gefunden, oft müssen sie dann aber doch eingeschläfert werden, da die Schädigungen zu schwerwiegend sind.“ Es kann aber auch passieren, dass die Katzen schon verenden, während sie eingeklemmt sind. Durch die Quetschung der hinteren Körperhälfte, werden die abgeklemmten Körperteile nicht mehr mit Blut versorgt und sterben ab, was wiederum schnell zu tödlichem Organ- und Herzkreislaufversagen führt. „Das ist ein elender Tod“, weiß Dr. Anette Fach.

Wie äußern sich die Symptome bei einem Kippfenster-Syndrom?

Ein typisches Symptom bei einer Katze sind gelähmte hintere Gliedmaßen. Berührungen werden aufgrund der massiven Durchblutungsstörungen entweder gar nicht oder erst viel zu spät wahrgenommen. Aber auch

  • Blutgerinnsel,
  • Knochen- oder Gelenkbrüche,
  • Verletzungen von Nerven und
  • Schäden der inneren Organe (zum Beispiel Darm oder Niere),
  • Verlust von Körperteilen (zum Beispiel Bein),
  • Querschnittslähmung

können eine Folge des Kippfenster-Syndroms sein.

Was tun, wenn die Katze im Kippfenster eingeklemmt ist?

Sollte Ihre Katze in einem Kippfenster eingeklemmt sein, dann sollten Sie sofort versuchen, sie zu befreien. Denn je länger sie eingeklemmt ist, desto größer ist die Gefahr, dass sie langanhaltende Schäden davon trägt. Aber Vorsicht! Eine Befreiung der eingeklemmten Katze birgt Gefahren. Denn eine erneute Durchblutung der Körperteile kann zum Beispiel durch Blutgerinnseln zu unabsehbaren Spätfolgen führen.

Um Ihre Katze zu befreien, ziehen Sie sich Handschuhe an. Denn Ihre Katze befindet sich in einer Ausnahmesituation und ist höchstwahrscheinlich verängstigt und sehr schmerzgeplagt. Nähern Sie sich Ihrer Katze langsam und sprechen Sie in einem ruhigen Ton mit ihr. Nehmen Sie eine Hand und platzieren Sie sie unter der Brust der Katze, die andere sollte oberhalb der Katze platziert werden. Heben Sie dann Ihren eingeklemmten Vierbeiner langsam hoch, halten Sie ihn dabei gut fest, um weitere Verletzungen zu vermeiden. Im Anschluss fahren Sie bitte sofort zum Tierarzt, um Spät- und Folgeschäden zu vermeiden.

Wie kann ich es verhindern?

Achten Sie auf Ihre Fenster! Auch wenn Ihre Katze bislang kein Interesse an Kippfenstern gezeigt hat, sollten Sie sie auf keinen Fall alleine in einem Raum mit einem ungesicherten Fenster lassen. Es kann ausreichen, dass auf der anderen Seite der Scheibe etwas Spannendes passiert, um die Katze zu motivieren, hindurch zu schlüpfen oder mit der Pfote durch den Spalt zu langen.

Um nicht auf geöffnete Fenster verzichten zu müssen, gibt es zahlreiche Hilfsmittel. Besonders gängig ist der sogenannte Kippfensterschutz. Dabei werden spezielle Gitter rund um das Fenster montiert. Sie verhindern, dass die Katze in den Spalt gelangen kann. Natürlich können auch andere Gitter oder Netze montiert werden. Weiterhin gibt es spezielle Keile für die Fenster. Sie verhindern, dass die Katze in den engen Spalt rutschen kann.

Natürlich können Sie Ihr Fenster auch vollständig öffnen und davor ein stabiles Netz anbringen, sodass die Katze nicht hinaus kann. Dabei sollten sie aber darauf achten, dass das Fenster bei Durchzug nicht zuschlagen kann. Ist Ihr Fenster gut gesichert, kann Ihre Katze gemütlich und gefahrlos auf der Fensterbank liegen, hinausschauen und die Aussicht genießen.

Vorsicht auch vor dem „High-Rise-Syndrom“

Sollte es Ihre Katze doch durch das Kippfenster nach draußen geschafft haben, wartet dort die nächste Gefahr. Das sogenannte High-Rise-Syndrom bezeichnet Verletzungen, die durch den Sturz von Katzen aus ungesicherten Fenstern, Dachterrassen oder Balkonen entstanden sind. Unzählige Katzen landen dadurch jedes Jahr mit schwerwiegenden Verletzungen in der Notfallaufnahme. Denn Katzen können bei einem Sturz aus großer Höhe eine Fallgeschwindigkeit von bis zu 100 Stundenkilometern erreichen. Passiert dies, strecken die Tiere beim Fall die Beine horizontal vom Körper weg. Die Krafteinwirkung wird beim Aufprall zwar gleichmäßig verteilt, dennoch kommt es dadurch zu gefährlichen Verletzungen des Kopfes, des Brustkorbes und der Bauchorgane. Daher ist es wichtig, dass Sie stets Ihre Fenster und Türen mit zum Beispiel Katzennetzen gut sichern.

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