Katzen genießen den Ruf, unglaublich reinliche Tiere zu sein. Sie betreiben vorbildliche Körperpflege und auch die Benutzung des Katzenklos bringt Miez sich in der Regel problemlos selber bei. Entsprechend überrascht und ratlos sind viele Menschen, wenn die Katze plötzlich Zimmerecke oder Teppich zur Katzentoilette umfunktioniert. Passiert das, gilt es die Nerven zu bewahren und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, weiß die Hamburger Katzenpsychologin Christine Hauschild. Stattdessen müsse man herausfinden, welche Gründe die Katze für ihr Verhalten habe.
Die Ursachen für Unsauberkeit sind vielfältig, und auch wenn nicht viele Menschen darüber sprechen, gehört Unsauberkeit zu den häufigsten Problemverhalten von Katzen. Der erste Weg sollte zum Tierarzt führen, um Harnwegserkrankungen und andere Krankheiten als Ursache auszuschließen bzw. zu behandeln.
Nun muss unterschieden werden, ob die Katze sich „einfach“ einen Ersatz für das Katzenklo sucht. In diesem Fall haben wir es mit klassischer Unsauberkeit zu tun. Setzt die Katze den Urin nicht in der klassischen Hockstellung, sondern stehend ab und findet man Spuren von heruntergelaufenem Urin an senkrechten Flächen, dann markiert die Katze ihr Revier. Dies tut sie nicht, weil sie „mal muss“. Harnmarkieren dient Kommunikationszwecken. In der Wohnung oder im Haus ist es immer ein Symptom dafür, dass die Katze durch irgendetwas in eine ganz starke Erregung versetzt wird. Miez ist in einem Konflikt, den sie nicht selber lösen kann, und ihre innere Anspannung drückt sich durch das Markieren aus. Häufige Auslöser sind Spannungen unter zusammenlebenden Katzen, gefühlte Bedrohung durch Nachbarkatzen, unangenehme oder unbekannte Gerüche jeder Art, aber auch Hungergefühle und Energieüberschüsse aufgrund von Unterforderung. Um Harnmarkieren zu therapieren, muss man also an der dahinter liegenden Ursache arbeiten und der Katze helfen, ihre Schwierigkeiten zu bewältigen, so dass sie sich wieder entspannen kann. Da das nicht ganz leicht ist, lohnt es sich, frühzeitig einen Profi in Sachen Katzenverhalten hinzuzuziehen. Das kann Zeit und Nerven sparen.
Klassische Unsauberkeit ist hingegen häufig leichter zu beheben. In vielen Fällen wird die Katze nämlich unsauber, weil die angebotenen Katzentoiletten aus Katzensicht verbesserungswürdig sind. Spätestens wenn andere Widrigkeiten dazu kommen, zum Beispiel der Mensch die Spiel- und Streicheleinheiten vernachlässigt oder Miez sich über die Nachbarkatze ärgert, ist es mit der Toleranz der Katze oft vorbei. Anstatt sich in der unbequemen Haubentoilette zu ärgern oder den weiten Weg in den Keller auf sich zu nehmen, sucht sie sich ein besseres Plätzchen. Der erste Therapieschritt besteht deshalb darin, das Katzenkloangebot zu optimieren. Wenn Katzen die Wahl haben, bevorzugen sie in der Regel große offene Katzentoiletten. Diese sollten möglichst frei stehen, so dass die Katze guten Überblick hat und ihr theoretisch viele Fluchtwege zur Verfügung stehen. Wir Menschen denken manchmal fälschlicherweise, dass ein Haubenklo Sicherheit bietet. Tatsächlich kann eine Katze eine Höhle im Notfall gut verteidigen. Aber eine Katzentoilette ist eben eine Katzentoilette und kein Ort, an dem Miez sich lange aufhalten möchte. Die Streu sollte eine weiche, duftfreie Klumpstreu sein, die mindestens 7-10 cm tief eingestreut ist. Vermeiden Sie alle zusätzlichen Plastikeinlagen darunter. Jede Toilette sollte mindestens zweimal täglich von allen Klumpen und großen Geschäften gereinigt werden. Würden Sie gerne eine Toilette benutzen, bei der die Spülung defekt ist? Ein weiterer entscheidender Punkt: Bieten Sie ausreichend viele Katzenklos an. Die Faustformel lautet: Stellen Sie mindestens ein Klo mehr bereit, als Katzen in Ihrem Haushalt leben. Ihre Katzen werden vermutlich ein kleines Fest feiern, wenn Sie die Anzahl der Katzentoiletten erhöhen. Das ist für die kleinen Fellchen sooo wichtig!
Schließlich gilt es, sich um die verunreinigten Stellen zu kümmern. Reinigen Sie diese gründlich mit einem auf Urin spezialisierten Reiniger, der entsprechende Enzyme oder Bakterien enthält. Anschließend wandeln Sie das „illegale Klo“ am besten für eine Übergangszeit in eine Futterstelle um. Wo gefressen wird, wird in der Regel kein Geschäftchen verrichtet. Das gilt auch bei Markierverhalten. Die Chancen stehen dann gut, dass Miez sich für das neue, große Klo in Reichweite entscheidet.
Die Berücksichtigung dieser Punkte löst viele Unsauberkeitsprobleme in Wohlgefallen auf. Manchmal stecken allerdings auch größere Probleme wie Angststörungen dahinter. In diesem Fall ist es ratsam, sich frühzeitig professionelle Hilfe zu holen. Grundsätzlich gilt: Je schneller Sie aktiv werden, desto leichter ist es, die Unsauberkeit in den Griff zu bekommen.
Text: © Christine Hauschild
Mobile Katzenschule Happy Miez: www.mobile-katzenschule.de
Buchtipp:
Christine Hauschild: „Stille Örtchen für Stubentiger“
BoD 2009, ISBN 978-383-7022-254, 14,90 Euro