Nele ist ein Angsthund, nachtaktiv und äußerst menschenscheu. Sie ist jetzt schon über ein halbes Jahr bei uns und hat mittlerweile ziemliches Vertrauen zu uns gefasst. Misstrauisch wird sie nur noch, wenn man versucht, sie mit Leckerlis anzulocken, dann glaubt sie, dass sie eingefangen werden soll. Seit drei Monaten gehe ich mit ihr mit dem Fahrrad los und wenn wir auf unserem Feldweg sind, lasse ich sie mittlerweile von der Leine. Sie läuft dann brav neben dem Fahrrad her. Wenn wir dann wieder an der Straße sind, kommt sie wegen des Autoverkehrs wieder an die Leine.
Am Samstag Nachmittag fühlte sie sich offenbar durch einen ungeschickten Versuch von mir, sie anzuleinen, bedroht und ist ca. 400 m von zuhause entfernt in den Wald gelaufen. Nachdem ich bis zum Einbruch der Dunkelheit auf ihre Rückkehr gewartet habe, bin ich bis zwei Uhr morgens mit dem Fahrrad unseren Spazierweg abgefahren. Am Sonntag haben meine Frau und ich die Polizei und das örtliche Tierheim angerufen, und sind alle Wege, auf denen wir jemals mit dem Hund unterwegs waren abgeradelt.
Am Montag haben wir dann TASSO informiert, die uns sehr geholfen haben. Nach weiterer Suche haben wir bei Einbruch der Dunkelheit am Ort ihres Verschwindens ihren Futternapf, ihre Decke und ein paar Leckerlis hingelegt und eine Wildkamera installiert. Am Dienstag Morgen war das Futter weg und wir haben uns total gefreut, auf den Aufnahmen zu sehen, wie sie gegen 23:00 Uhr vorsichtig das Futter genommen hatte und dann noch eine viertel Stunde vor Ort geblieben war. Da wussten wir, dass sie noch immer in der Nähe und nicht weit fort gelaufen war. Nachdem wir ihr noch ein Frühstück hingelegt hatten, und auch auf leises Rufen und Zureden sich kein Hund blicken ließ, musste ich arbeiten und ging gegen 21:30 wieder hin, um auf sie zu warten. Ich hatte Futter hingelegt, setzte mich auf einen Baumstamm und hatte mich auf eine weitere Nacht im Wald eingestellt. Aber bereits nach wenigen Minuten hörte ich ein leises Geräusch und Nele stand neben mir im Gebüsch. Nach leisem Zureden kam sie und fraß das Futter.
Dann kam sie ganz vorsichtig und schnüffelte an mir. Da ich wusste, dass sie auf jeden Versuch, sie am Geschirr zu packen, mit Panik und Flucht reagieren würde, versuchte ich das erst gar nicht. Ich hoffte, dass sie einfach so mit mir mitkommen würde. Ich ging vom Waldweg auf die Straße, auf der um diese Uhrzeit kein Auto mehr unterwegs war, und sagte zu ihr: „Komm wir gehen nach Hause.“ Als ich los ging, lief sie erst hinter, dann neben und zum Schluss vor mir her, rannte durchs offene Gartentor und wartete dahinter, dass ich ihr, wie gewohnt das Geschirr abmache. Danach beschnüffelte sie jede Ecke im Garten. Kaum war die Haustür offen, war sie auch schon drin und auf ihrem Lieblingsplatz auf dem Sofa, wo sie ausgiebig mit uns schmuste. Man merkte ihr deutlich an, wir froh sie war, nach drei Tagen endlich wieder zuhause zu sein.