Tipps für den Alltag mit einem ängstlichen Hund
So unterschiedlich die Reaktionen und Verhaltensweise von Hunden sind, so individuell sollte der Umgang mit ängstlichen Hunden sein. Dennoch gibt es einige allgemeine Tipps, die den Umgang mit ängstlichen Hunden erleichtern können:
Tierärztliche Untersuchung
Zeigt ein Hund ungewöhnliches oder übermäßiges Angstverhalten, ist es ratsam den Hund tierärztlich untersuchen zu lassen. Nicht selten gehen Angst und Furcht mit körperlichen Ursachen und Schmerzen einher. Auch hormonelle Erkrankungen können zu Verhaltensänderungen führen. Sie erleichtern die Diagnostik deutlich, wenn Sie das Verhalten Ihres Hundes dokumentieren. In welchen Situationen tritt das Angstverhalten auf? Gibt es tageszeitliche Schwankungen? Können Sie Zusammenhänge zur Fütterung, zum Schlafverhalten oder zu bestimmten Aktivitäten erkennen?
Social Support
Es hält sich leider immer noch der Mythos, dass Tiere in ihrer Angst verstärkt werden, wenn man sich ihnen zuwendet. Das stimmt nicht. Hunde sind hochsoziale Wesen und sie profitieren davon, in bedrohlichen Situationen nicht allein zu sein. Ihnen hilft die Anwesenheit ihrer Bezugsperson, viele Hunde suchen auch Körperkontakt und den Schutz beim Menschen. Mit sozialem Beistand zeigen Sie Ihrem Hund Unterstützung und geben ihm Sicherheit. Dabei sollten Sie sich Ihrem Hund jedoch nicht aufdrängen. Der Hund entscheidet, wieviel Kontakt er benötigt. Aber Achtung: Sind Sie selbst von den Ängsten Ihres Hundes stark gestresst und emotional involviert, können Sie Ihrem Hund möglicherweise keinen sicheren Rückzug bieten. Sollten Sie sich nicht in der Lage fühlen, Ihren Hund souverän zu unterstützen, findet sich in der Familie vielleicht eine andere Person, die diese Aufgabe übernehmen kann.
Routinen im Alltag
Ängstliche Hunde profitieren enorm von einem strukturierten Alltag und vielen Routinen. Gestalten Sie das Leben ihres Hundes vorhersehbar, denn das schafft Sicherheit für den Hund. Hilfreiche Routinen sind zum Beispiel ein Kauartikel auf dem Ruheplatz nach dem Spaziergang, feste Ruhe- und Aktivitätszeiten, ritualisierte Spaziergänge, die immer ähnlich ablaufen oder auch eine konditionierte Unterlage (Decke), die für Pflegemaßnahmen wie Bürsten, Zähneputzen oder Krallenschneiden verwendet wird. So kann sich der Hund leichter auf die verschiedenen Aktivitäten einstellen und kann absehen, was auf ihn zukommt.
Machen Sie es sich leicht
Auch wenn es wichtig ist, an den Ängsten des Hundes zu arbeiten, sollten diese nicht den ganzen Alltag bestimmen. Gönnen Sie sich und Ihrem Hund regelmäßig Auszeiten und machen Sie Dinge, die Ihrem Hund leicht fallen. Wenn Spaziergänge für Ihren Hund anstrengend sind, dann entscheiden Sie sich ab und zu bewusst für ein kleines Beschäftigungsprogramm im eingezäunten Garten. Sollten Umweltreize und hochfrequentierte Straßen für Ihren Hund ein Problem darstellen, fahren Sie regelmäßig an ruhige Orte und genießen Sie mit Ihrem Hund eine Pause von der Stadt. Das ist keine Flucht vor den Problemen, sondern ein bewusstes Aufladen der eigenen Akkus, um genug Kraft für den oft fordernden Alltag mit einem ängstlichen Hund zu haben.
Selbstbewusstsein stärken
Stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihres Hundes. Dabei kann ein Hunde-Hobby hilfreich sein, bei dem Ihr Hund seine Ängste hinter sich lassen kann. Gut eignen sich Tätigkeiten, bei denen die Hundenase zum Einsatz kommt, wie Mantrailing, Zielobjektsuche, Fährtenarbeit & Co, denn dabei vergessen viele Hunde alles, was um sie herum geschieht. Aber auch schon das Einüben von kleinen Tricks kann das Selbstbewusstsein eines Hundes fördern. Viele Hunde profitieren auch von Cavaletti- und Balance-Training, durch das die Trittsicherheit, die Körperwahrnehmung und das Selbstvertrauen des Hundes verbessert werden können. Egal was Sie mit Ihrem Hund trainieren – arbeiten Sie stets kleinschrittig und mit hochwertiger Belohnung, so dass Ihr Hund motiviert, freudig und angstfrei bei der Sache ist.
„Ich bin kein Angsthase“
Selbst ein Hund, der extrem ängstlich ist und dadurch sein Leben nur sehr eingeschränkt genießen kann, ist mehr als nur ein Angsthund. Auch ängstliche Hunde können freudig und verspielt, frech und neugierig, genervt oder frustriert sein. Angst ist nur eine von vielen Emotionen, die der Hund empfindet. Auch wenn diese Emotion vieles überlagert, ist es wichtig den Hund nicht nur mit dem Stempel „Angsthase“ zu sehen, sondern seine vielen Facetten zu erkennen und zu fördern.
Den Alltag mit einem ängstlichen Hund zu teilen, ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die mit jeder Menge Kompromissen, viel Training und einer großen Portion Geduld verbunden ist. Ängste sollten nicht unterschätzt werden, da sie sowohl psychische als auch physische Auswirkungen haben und die Lebensqualität des Hundes stark einschränken. Sollten Sie mit dem ängstlichen Verhalten Ihres Hundes überfordert sein, suchen Sie sich professionelle Hilfe. Mit der entsprechenden Unterstützung durch verantwortungsvolle Tierhalter:innen können auch ängstliche Hunde ein erfülltes und glückliches Hundeleben führen. Oft wächst dabei eine ganz besondere Bindung zwischen Mensch und Tier.