Gesetzliche Grundlagen und Tierschutzaspekte der Kastration
Das deutsche Tierschutzgesetz (TierSchG §1) besagt, dass niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen darf. Neben diesem wichtigen Grundsatz muss bei der Kastration auch §6 TierSchG berücksichtigt werden, der chirurgische Eingriffe an Wirbeltieren nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Ein vernünftiger Grund für die Kastration von Katzen liegt nach Tierschutzgesetz vor, wenn sie:
- der Verhinderung unkontrollierter Fortpflanzung dient,
- dem gesundheitlichen Wohl des Tieres zugutekommt (Vorliegen einer medizinischen Indikation) oder
- für die weitere Haltung des Tieres notwendig ist.
Viele Städte und Gemeinden haben Katzenschutzverordnungen erlassen, die die Kastration von Freigängerkatzen vorschreiben. Ziel ist es, die Population streunender Katzen zu reduzieren und das damit verbundene Tierleid zu verhindern.
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Welche positiven Auswirkungen hat die Kastration von Katzen
Verhinderung unkontrollierter Vermehrung
- Durch die Kastration kann die Population von Streunerkatzen langfristig reduziert und damit ihr Leid verringert werden.
- Die Kastration von Hauskatzen mit Freigang verhindert deren Beitrag am Leid der verwilderten Katzenpopulation.
- Besitzerkatzen produzieren keinen ungewollten Nachwuchs, der schlimmstenfalls im Tierheim landet oder illegal ausgesetzt wird.
Reduziertes Unfallrisiko
- Kastrierte Kater haben aufgrund eines kleineren Aktionsradius ein geringeres Risiko, im Straßenverkehr zu verunglücken.
- Sie werden „häuslicher“ und bleiben näher an ihrem Zuhause.
Weniger Verletzungen und Krankheiten
- Reduzierte Revierkämpfe: Durch den verminderten Sexualtrieb kämpfen kastrierte Katzen seltener um Revier oder Paarungspartner.
- Geringere Verbreitung von Infektionskrankheiten: Die Übertragung von Krankheiten wie FIV („Katzen-AIDS“), FeLV („Leukose“), Panleukopenie („Katzenseuche“) und Katzenschnupfen nimmt durch weniger Tierkontakte ab.
- Durch die potentielle Verkleinerung der Streunerkatzenpopulationen besteht eine geringere Gefahr von Zoonosen (Krankheiten, die von Katzen auf Menschen übertragen werden können).
Weniger sexualhormoninduzierte Krankheiten
- Durch die Entfernung der Gebärmutter entfällt das Risiko für Erkrankungen der Gebärmutter und sinkt das Risiko für Mammatumore.
- Bei kastrierten Katern entfällt das Risiko für Hodentumore und sinkt das Risiko für Prostataprobleme.
- Keine Dauerrolligkeit: Da Wohnungskatzen keinen natürlichen Deckakt haben, können sie ohne Kastration unter Dauerrolligkeit und damit verbundenen gesundheitlichen Problemen leiden.
Höhere Lebenserwartung
- Kastrierte Katzen leben im Durchschnitt länger als ihre unkastrierten Artgenossen, da sie weniger hormonellen Stress und ein geringeres Krankheitsrisiko haben.
Warum auch Wohnungskatzen kastriert werden sollten
Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass Wohnungskatzen nicht kastriert werden müssen, da sie keinen Kontakt zu Artgenossen haben. Dies kann jedoch erhebliche negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Tiere haben:
Hormonell bedingter Stress:
Ohne Fortpflanzungsmöglichkeit kann es bei unkastrierte Katzen zu starkem hormonell bedingtem Stress kommen, der zu Unruhe, exzessivem Miauen, Aggressionen oder sogar Depressionen führen kann.
Dauerrolligkeit bei weiblichen Katzen:
Wohnungskatzen, die nicht gedeckt werden, können unter einer belastenden Dauerrolligkeit leiden, was zu körperlicher Erschöpfung, Stress und gesundheitlichen Problemen führen kann.
Fluchtverhalten:
Der Paarungstrieb kann Wohnungskatzen dazu bringen, aktiv Fluchtmöglichkeiten zu suchen, was ihr Risiko erhöht, zu entlaufen oder verletzt zu werden.
Die Kastration von Wohnungskatzen kann zu ihrem Wohlbefinden beitragen und langfristige Verhaltens- und Gesundheitsprobleme verhindern. Und sollte die Wohnungskatze doch in den Freigang gelangen, verhindert die Kastration eine ungewollte Verpaarung mit Streunerkatzen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Kastration meiner Katze?
Der Eintritt der Geschlechtsreife liegt bei Katzen zwischen dem 4. und 10. Lebensmonat. Um ungewollte Trächtigkeiten und unerwünschte Verhaltensweisen zu vermeiden, sollte die Kastration idealerweise vor Eintritt der Geschlechtsreife erfolgen – also im Alter von vier bis sechs Monaten.
Individuelle Entscheidung und tierärztliche Beratung
Jede Katze ist einzigartig, und die Entscheidung für eine Kastration muss immer individuell getroffen werden. Während die Vorteile der Kastration in den meisten Fällen überwiegen, können individuelle Kontraindikationen in seltenen Fällen eine Rolle spielen. Es wird dringend empfohlen, sich mit dem behandelnden Tierarzt oder der Tierärztin zu beraten, um die bestmögliche Entscheidung für das Tier zu treffen. Eine fundierte tierärztliche Einschätzung hilft dabei, mögliche gesundheitliche Risiken abzuwägen und den richtigen Zeitpunkt für den Eingriff festzulegen.
Vereinbarkeit der Kastration von Katzen mit dem Amputationsverbot nach §6 TierSchG
Das deutsche Tierschutzgesetz untersagt in §6 grundsätzlich das Entfernen von Körperteilen oder Organen eines Wirbeltieres, sofern kein „vernünftiger Grund“ vorliegt. Die Kastration von Katzen stellt jedoch nach Tierschutzgesetz einen solchen vernünftigen Grund dar, da sie durch die Verhinderung der unkontrollierten Vermehrung Tierleid erheblich reduziert. Besonders bei freilebenden Katzen ist die Kastration eine wirksame Maßnahme zur Eindämmung von Krankheiten, Revierkämpfen und Nahrungsmangel. Auch für Hauskatzen bringt die Kastration gesundheitliche Vorteile und trägt maßgeblich zu ihrem Wohlbefinden bei. Daher ist die Kastration von Katzen tierschutzrechtlich gerechtfertigt und mit dem Amputationsverbot vereinbar.
Kastration von Katzen ist aktiver Tierschutz
Die Kastration ist eine der wichtigsten und wirkungsvollsten Maßnahmen zum Schutz der Katzen. Sie verhindert nicht nur unkontrollierte Vermehrung, sondern reduziert auch das immense Tierleid, das durch Überpopulation und damit verbundene Erkrankungen oder mangelnde Versorgung entsteht. Als Tierschutzorganisation setzt sich TASSO für eine konsequente Kastration aller Katzen ein – unabhängig davon, ob es sich um Freigänger oder Wohnungskatzen handelt.
Jede unkastrierte Katze kann durch ihre Fortpflanzung zur weiteren Vermehrung von Streunerkatzen beitragen, die oft ein hartes und leidvolles Leben führen. Durch frühzeitige Kastration kann das verhindert und das Wohlergehen jeder einzelnen Katze verbessert werden.
Die Entscheidung zur Kastration sollte nicht aus Bequemlichkeit aufgeschoben werden, sondern als aktiver Beitrag zum Tierschutz betrachtet werden. Jede verantwortungsbewusste Katzenhalterin und jeder verantwortungsbewusste Katzenhalter kann mit einer frühzeitigen Kastration dazu beitragen, das Leid unzähliger Katzen zu verhindern. Deshalb appellieren wir an alle Katzenhalter:innen, sich für die Kastration ihrer Tiere zu entscheiden und so aktiv zum Schutz der Katzenpopulation beizutragen