Streunerkatzen in Deutschland

Ein oft verborgenes Problem

Streunerkatze © Fotolia/webster4003
Streunerkatzen vermehren sich mindestens zweimal im Jahr.

In Deutschland leben geschätzte zwei Millionen Streunerkatzen, oft verborgen und unbemerkt. Diese Tiere sind scheu und bevorzugen abgelegene Orte, was ihre genaue Zählung erschwert. Tagsüber verstecken sie sich auf Firmengeländen, in Schrebergärten oder Industriegebieten und sind meist nachts aktiv.

Die Lebensrealität von Streunerkatzen

Streunerkatzen leiden unter Parasiten, Krankheiten, Hunger und fehlender medizinischer Versorgung. Besonders im Winter sind sie durch Kälte und Nahrungsmangel stark gefährdet. Viele Tiere sterben jung, nur ein kleiner Teil der Jungtiere überlebt das erste Jahr.

Frei geborene Kitten, die in den ersten acht Lebenswochen keinen Kontakt zu Menschen haben, entwickeln eine tief verwurzelte Scheu. Diese Scheu ist in der Regel nicht mehr reversibel, wodurch sie sich kaum in eine normale Heimtierhaltung integrieren lassen.


Domestikation: Vom Wildtier zum abhängigen Begleiter

Das Problem der Streunerkatzen lässt sich auf ihre Entwicklungsgeschichte zurückführen. Vor etwa 10.000 Jahren wurden Katzen domestiziert. Sie lebten in der Nähe von menschlichen Siedlungen, wo sie Nahrung in Form von Mäusen und anderen Nagetieren fanden. Diese Domestikation hat die Fähigkeit der Hauskatze, in freier Wildbahn zu überleben, beeinträchtigt.

Während wildlebende Tiere wie Füchse oder Wildkatzen über natürliche Instinkte verfügen, die ihnen das Überleben unabhängig vom Menschen sichern, fehlt es den meisten Streunerkatzen an diesen Eigenschaften. Außerdem stellen Krankheiten, Nahrungsknappheit, Kämpfe mit anderen Tieren und Straßenverkehr für sie große Gefahren dar.

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Überpopulation von Streunerkatzen. © TASSO e.V.

Überpopulation von Streunerkatzen: Ein wachsendes Problem

Ohne menschliche Eingriffe können sich Streunerkatzen schnell vermehren. Katzen werden mit etwa sechs Monaten geschlechtsreif und können zwei- bis dreimal im Jahr Nachwuchs bekommen, im Durchschnitt fünf Kitten pro Wurf. Trotz der hohen Sterblichkeitsrate der Jungkatzen wächst die Population der Streunerkatzen rasant und das Problem verschärft sich stetig.

In Deutschland gibt es über 15 Millionen Hauskatzen, von denen viele als Freigänger leben. Schon wenn ein kleiner Teil dieser Katzen nicht kastriert ist, tragen sie erheblich zur unkontrollierten Vermehrung und zum Leid der Streunerkatzen bei.

Was sind die Folgen?

Die hohe Zahl heimatloser Katzen stellt eine enorme Belastung für Tierschutzvereine dar. Besonders in der Wurfzeit im Frühling und Herbst sind Tierheime oft überfüllt. Die Versorgung von Kitten, die teilweise sehr jung und in schlechtem Gesundheitszustand aufgefunden werden, ist extrem zeit- und kostenintensiv.

Darüber hinaus tragen Streunerkatzen zur Verbreitung von Krankheiten wie Katzenschnupfen, Katzenseuche (Parvovirose) und Leukose (FeLV) bei. Diese Krankheiten können auch für ungeimpfte Freigänger gefährlich sein. Regelmäßige Impfungen und Kastrationen sind daher auch für alle Katzen mit potentiellem Kontakt zu Artgenossen unerlässlich.


Wie engagiert sich TASSO für Streunerkatzen?

TASSO unterstützt seit vielen Jahren den Kampf gegen das Katzenelend in Deutschland. Dazu gehören:

Finanzielle Unterstützung:
Zuschüsse zu Kastrationsaktionen sowohl von lokalen Vereinen als auch landesweite Aktionen wie z. B. in Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Politische Arbeit:
Einsatz für eine bundesweite Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Freigängerkatzen

Beratung:
Unterstützung von Gemeinden und Landkreisen bei der Einführung von Katzenschutzverordnungen. 

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Wie können Sie helfen?

Jeder Einzelne kann einen Beitrag leisten, um das Leid der Streunerkatzen zu lindern:

Kastration:
Lassen Sie Ihre Freigängerkatze kastrieren, um unkontrollierten Nachwuchs und folgendes Tierleid zu verhindern.

Unterstützung lokaler Projekte:
Engagieren Sie sich ehrenamtlich oder unterstützen Sie lokale Tierschutzorganisationen durch Spenden.

Fütterung und Versorgung:
Schauen Sie hin: Wenn Sie Katzen beobachten, die sehr scheu, verwahrlost, mager oder verletzt sind, helfen Sie den Tieren und informieren Sie einen lokalen Tierschutzverein.

Eine Spende an TASSO hilft uns, Tierschutzvereine bei ihrer Arbeit zu unterstützen und langfristige Lösungen für das Streunerkatzenproblem zu schaffen.

Download: Streunerkatzen-Flyer


Gemeinsam gegen das Katzenelend

Die Bekämpfung des Leids der Streunerkatzen ist ein langwieriger Prozess, der oft erst über mehrere Katzengenerationen hinweg Wirkung zeigt. Doch jeder Schritt in die richtige Richtung zählt. Indem Sie Ihre Katze kastrieren, sich ehrenamtlich engagieren oder TASSO e.V. unterstützen, tragen Sie dazu bei, das Leben dieser oft übersehenen Tiere zu verbessern.

Denn nur gemeinsam können wir das Leid der Streunerkatzen in Deutschland nachhaltig mindern.


Irrtümer rund um Streunerkatzen

  • Annahme 1: Streunerkatzen sollten ins Tierheim und vermittelt werden

    Streunerkatzen, die die ersten Lebensmonate ohne menschlichen Kontakt verbracht haben, sind meist nicht mehr an ein Leben mit dem Menschen zu gewöhnen. Sie sind scheu, zurückhaltend und oft ängstlich. Diese Tiere möchten keinen direkten Kontakt und können nicht in enger Bindung mit Menschen leben. Selbst mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen akzeptieren sie oft nur die Anwesenheit von Menschen, aber ein Zusammenleben bleibt für sie eine große Herausforderung.

    Die beste Lösung für erwachsene Streunerkatzen ist eine stabile Population an einem festen und geschützten Ort, der auch bei schlechtem Wetter sicher ist. Hier sollten sie verantwortungsvoll versorgt werden – mit Futter, Wasser und bei Bedarf medizinischer Betreuung. Regelmäßige Kastrationsaktionen sind entscheidend, um die Population zu kontrollieren und langfristig zu stabilisieren.

  • Annahme 2: Straßenkatzen sind nur ein Problem im Ausland

    Straßenkatzen kennt man aus vielen Urlaubsregionen, doch auch in Deutschland leben rund zwei Millionen Streunerkatzen. Diese Tiere halten sich oft in abgelegenen oder schwer zugänglichen Gebieten wie Industrieanlagen oder Schrebergärten auf. Da sie vor allem nachts aktiv sind, bleiben sie vielen Menschen verborgen.

    Die Situation in Deutschland mag weniger sichtbar sein als in anderen Ländern, doch das Problem besteht auch hier – besonders in ländlichen Regionen oder Gegenden, in denen Tierschutzmaßnahmen nicht strikt umgesetzt werden. Eine bundesweite Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Freigängerkatzen würde helfen, die Situation weiter zu verbessern.

  • Annahme 3: Katzen können sich allein ernähren

    Obwohl Katzen talentierte Jäger sind und kleinere Beutetiere wie Mäuse oder Vögel fangen können, reicht dies nicht aus, um ihren Energiebedarf zu decken. Eine Katze müsste täglich bis zu zwölf Mäuse fressen, um sich ausreichend zu ernähren – was für Streunerkatzen kaum möglich ist.

    Die Konkurrenz um Futter ist groß, und Krankheiten sowie Parasiten schwächen viele Tiere zusätzlich. In der Folge sind Streunerkatzen oft unterernährt und in schlechtem Gesundheitszustand. Sie sind daher auf menschliche Hilfe angewiesen, um zu überleben.

  • Annahme 4: Streunerkatzen und Wildkatzen sind das Gleiche

    Hauskatzen und die Europäische Wildkatze sind zwei vollkommen unterschiedliche Arten. Hauskatzen stammen von der Afrikanischen Falbkatze ab und wurden vor etwa 10.000 Jahren domestiziert.

    Die Europäische Wildkatze hingegen ist ein echtes Wildtier, das seit Jahrtausenden in unseren Wäldern lebt. Sie ist nicht domestiziert und lässt sich auch nicht zähmen. Ihr Verhalten, ihr Lebensraum und ihre Bedürfnisse unterscheiden sich grundlegend von denen unserer Hauskatzen.

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  • Annahme 5: Katzen kommen ohne den Menschen zurecht

    Die Vorstellung, dass Katzen unbeschwert durch die Natur streifen und ohne menschliche Hilfe auskommen, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Die domestizierte Hauskatze hat mit ihren wilden Vorfahren nur noch wenig gemeinsam.

    Während sie zwar unabhängiger wirken als andere Haustiere, sind sie auf die Versorgung durch den Menschen angewiesen. Ohne regelmäßiges Futter, Wasser und medizinische Betreuung können sie in der Freiheit oft nicht überleben. Ihre Abhängigkeit vom Menschen in Kombination mit ihrer ausgeprägten Scheu macht Streunerkatzen besonders verletzlich.

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