Vor ungefähr 15 Jahren, nachdem mein ehemaliger Lebenspartner auszog, wurde ich von meinem damaligen Vermieter aufgrund der Hundehaltung (Listenhund) verklagt. Ich verlor die Verhandlung und entschied mich dazu, meine Wohnung zu kündigen. Meinen Hund abzugeben, wäre mir im Lebtag nicht in den Sinn gekommen.
Die folgenden Monate suchte ich von Mietwohnungen über Eigentum in einem 150 Kilometer Radius. Erfolglos! Und bei mir waren es normale Voraussetzungen und Verhältnisse (Job, in Deutschland gemeldet, Schufa-Auskunft, Sicherheiten). Wie unmöglich ist es dann erst für Menschen, die alles verloren haben und fliehen mussten?
Es war ziemlich schnell bekannt, dass in vielen der Unterkünften keine Tiere erlaubt sind. Ich hatte jedoch die Möglichkeit zu helfen. In dem Haus meiner Mutter stand eine sehr große Wohnung leer. Aufgrund mehrfacher schlechter Erfahrungen mit Mietern, daraus entstandenen Schäden und vieles mehr, entschieden wir uns schon vor längerem nicht mehr zu vermieten. Durch die Geschehnisse in der Ukraine wäre es allerdings eine Schande gewesen, helfen zu können, es aber nicht zu tun! So schaltete ich die Anzeige. Es meldeten sich viele, aber auch genauso viele sagten wieder ab beziehungsweise meldeten sich gar nicht mehr nachdem sie erfuhren, dass sich die Wohnung auf dem Dorf befindet.
Vor ungefähr drei bis vier Wochen bekam ich über TASSO.Help eine Anfrage aus Mariupol. Die Familie musste in ein Nachbardorf fliehen als ihr Haus getroffen wurde. Sie suchten nach einer Unterkunft, denn erst mit einer sicheren Zusage konnten sie sich auf den Weg machen. Das besondere an der Familie? Zu ihnen gehören neun wunderschöne Hunde. Neun kleine, laute, aufgeweckte und liebenswerte Familienmitglieder, die zu einer kleinen Familie mit ihrer 15-jährigen Tochter gehören.
Wir besprachen alles grob telefonisch. Mit der Zusage machten Sie sich auf den Weg. Neun Tage waren sie inklusive der neun Hunde unterwegs. Kurz vorm Ziel im Odenwald, müde und ausgelaugt passierte es dann. Beim Ausladen der Boxen und Koffer blieb eine der Boxen im Bus zurück. Sie wurde kurz abgestellt, um die anderen Boxen weiter zu reichen. Da diese jedoch durch die Rückenlehne eines Sitzes verdeckt wurde, und durch den Stress und die Hektik, geschah es dann ... sie übersahen die Box und stiegen aus.
Die Familie war in Tränen aufgelöst. Sie hatten sich so bemüht, sie haben alles daran gesetzt, ihre gesamte Familie zu retten und dann das. Sie waren so fertig mit den Nerven und traurig, dass sie aufgeben und umdrehen wollten. Ja, so emotional war das alles für sie. Doch dann kam der Bus zurück. Der Busfahrer bemerkte den kleinen Hund, drehte um und brachte ihn zurück zu seinen lieben. Die Familie war so froh und dankbar. Sie konnten nicht glauben, dass der Busfahrer so aufmerksam war und so gehandelt hat. Inzwischen leben alle seit circa einer Woche hier bei uns im Haus. Sie sind freundlich, hilfsbereit und stets bemüht, selbstständig zu sein und niemandem zur Last zu fallen. Was sie sowieso nicht tun, ganz im Gegenteil.
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