Sulzbach/Ts., 2. Dezember 2021 – Sie sind verwildert, hungrig, oft krank und ausgezehrt und vermehren sich dennoch unkontrolliert: Schätzungsweise mehr als zwei Millionen sogenannte Streunerkatzen leben in Deutschland ohne menschliche Fürsorge. Die oben beschriebenen Probleme führen nicht selten zu einem frühen und qualvollen Tod. Um dem stetig wachsenden Katzenelend entgegenzuwirken, geht in diesem Jahr in Niedersachsen ein vorbildliches Projekt bereits in die fünfte Runde. Die Tierschutzorganisation TASSO e.V., die Europas größtes kostenloses Haustierregister betreibt, ist erneut als Unterstützer dabei.
In der Zeit vom 6. bis zum 17. Dezember können Tierschutzvereine, Tierheime sowie Privatpersonen, die ehrenamtlich kontrollierte Futterstellen betreuen, Streunerkatzen kostenlos beim Tierarzt kastrieren lassen. Dabei werden die Tiere auch mit einem Transponder gekennzeichnet und in einem Haustierregister wie zum Beispiel bei TASSO registriert. Ins Leben gerufen hatte diese Aktion im Jahr 2017 die Landesbeauftragte für Tierschutz des Landes Niedersachsen, Michaela Dämmerich, gemeinsam mit der Tierärztekammer Niedersachsen. In den Vorjahren wurden dadurch bereits mehr als 11.200 Katzen kastriert, gekennzeichnet und registriert.
„Diese Kastrationsaktionen wirken der unkontrollierten Vermehrung verwilderter Hauskatzen entgegen und sind somit die wichtigste Maßnahme, um das Leben dieser Tiere zu verbessern“, sagt Dr. Cristeta Brause, Tierärztin und bei TASSO zuständig für das Thema Katzenschutz. Deswegen unterstützt TASSO die vorbildliche Aktion erneut mit 15.000 Euro. Das Land Niedersachsen finanziert das Projekt mit 150.000 Euro und andere Tierschutzvereine und -organisationen beteiligen sich ebenfalls, sodass insgesamt 251.000 Euro zur Verfügung stehen. Weiterhin verzichten die Tierärzte, die den Eingriff vornehmen, auf einen Teil ihres Honorars, indem sie dieses zugunsten der Aktion „zurückspenden“. Tierschutzvereine, Tierheime sowie Katzenbetreuer sollten vorab klären, ob ihr Tierarzt auch an der Aktion teilnimmt. Die Abrechnung mit den Tierarztpraxen, die sich die Kosten auf Antrag erstatten lassen können, übernimmt die Tierärztekammer Niedersachsen.
Auch private Katzenhalter haben Verantwortung
Um das Elend der Streunerkatzen zu beenden, sind neben solchen Aktionen auch die Halter von Hauskatzen mit Freigang gefragt. Es ist an ihnen, ihre Katze ebenfalls kastrieren zu lassen, damit es nicht zu einer Paarung mit Streunerkatzen oder anderen Hauskatzen mit Freigang kommt. In Niedersachsen können Städte und Gemeinden im Rahmen von sogenannten Katzenschutzverordnungen festlegen, dass Hauskatzen mit Freigang kastriert, gekennzeichnet und registriert werden müssen. In mehr als 470 niedersächsischen Kommunen gelten bereits entsprechende Regelungen. Doch auch dort, wo es nicht verpflichtend ist, sollten Katzenhalter sich ihrer Verantwortung bewusst sein und ihr Tier kastrieren lassen, sobald dieses unkontrollierten Freigang genießen darf. „Nur die Kombination verschiedener Maßnahmen kann langfristig dazu führen, das Elend der Streunerkatzen zu beenden“, ist Dr. Cristeta Brause überzeugt.