Antwort von Tierarzt Dr. Christian Bank
Sehr geehrter Herr S.,
leider kommt es immer wieder vor, daß auch bei Würfen deren Eltern und Großeltern HD-frei sind, einzelne Welpen eine HD haben. Leider ist der genaue Grund bis heute nicht bekannt. Zwar scheint die Genetik eine große Rolle zu spielen, jedoch können auch klinisch und röntgenologisch gesunde Hunde Anlageträger sein. Eine fehlerhafte Beurteilung oder gar ein Vertauschen der Röntgenbilder halte ich für recht unwahrscheinlich, zumal auf den Röntgenbildern der Name des Hundes, des Besitzers und die Zuchtbuchnummer vermerkt werden. Gegebenenfalls könnten Sie, um auch die letzte Unsicherheit zu beseitigen, sich vom Zuchtverband die eingeschickten Röntgenaufnahmen nochmals zusenden lassen und sie von einem unabhängigen Tierarzt begutachten lassen. Bezüglich Ihrer Anmerkung, daß Ihr Hund keinerlei klinische Probleme zeigt, so kann er dennoch anatomische Veränderungen im Hüftgelenk aufweisen. Ich mache immer wieder die Erfahrung, daß zum Teil Hunde mit sehr ausgeprägten Gelenkproblemen teilweise keine oder nur sehr geringe klinische Symptome haben, wohingegen andere Tiere, die zum Teil nur dezente Veränderungen aufweisen teilweise erhebliche Bewegungsstörungen zeigen. Grundsätzlich müssen Sie davon ausgehen, daß die festgestellten Veränderungen der Hüfte nicht zu beseitigen sind. Sie sollten versuchen Spitzenbelastungen auf die vorgeschädigten Gelenke zu vermeiden. Auf der anderen Seite ist gerade bei Patienten mit einem derartigen radiologischen Befund eine gute Bemuskelung gewünscht, da die Muskulatur einen Teil der mangelhaften Gelenkfunktion ausgleichen kann. Diese Bemuskelung kann jedoch nur durch konstante Bewegung erreicht werden. Geeignet sich hier alle Arten der Bewegung, die ohne Spitzenbelastungen für die Gelenke durchgeführt werden können. An erster Stelle wäre hier sicherlich das Schwimmen oder noch besser das Laufen auf einem Unterwasserlaufband zu nennen, da hier bei minimaler Belastung ein maximaler Trainingseffekt erreicht werden kann. Sollte es in Ihrer Nähe keinen Tierarzt oder Tierphysiotherapeuten geben, der ein solches Training ermöglicht, sollte man versuchen, den Muskelaufbau durch gezielte Bewegung (Walking, langsames Fahrradfahren mit dem Hund, langsames Joggen) zu erreichen. Unterstützend könnte man pflanzlicher Entzündungshemmer (z.B. einem Präparat mit Teufelskralle) sowie von Glykosaminoglykanen (GAG) erwägen, die sich nach eigenen Erfahrungen sowohl auf die klinische Symptomatik als auch auf den Krankheitsverlauf positiv auswirken. Mit freundlichen Grüßen C.Bank