Antwort von Tierärztin Dr. Bettina Schmidt
Sehr geehrte Frau L.,
so wie Sie die Symptome beschreiben, könnte es sich bei Ihrem Hund um eine Erkrankung der Nerven handeln. Hierbei können die Hunde Automutilation, d.h. Selbstverstümmelung, zeigen. Die Tiere nehmen Reize übersensibel wahr und statt einer angemessenen Reaktion wie kurzes Jucken beißen sie sich selbst, zeigen übermäßiges Belecken, Reiben, Kratzen bis hin zu Verletzungen des eigenen Körpers. Die Ursache der Nervenschädigung heraus zu finden, ist nicht einfach. Die Gründe können Traumata, Infektionskrankheiten, Tumoren, Giftstoffe oder Allergien sein. Bevor die Diagnose gestellt werden kann, sollten weitere mögliche Ursachen wie Hauterkrankungen, Hautparasiten, Langeweile, psychische Störungen abgeklärt werden, ebenso eine Kontrolle der Blutwerte und inneren Organe sowie Schmerzzustände im Bewegungsapparat. Dies haben Sie laut Ihrer Beschreibung schon abklären lassen. Durch spezielle neurologische Untersuchungen kann eventuell eine Nervenschädigung lokalisiert werden. Hierzu kann !
die Überweisung zu einem Spezialisten sinnvoll sein, da auch Elektrodiagnostik angewendet werden kann. Der Hund sollte am Kratzen und Beißen gehindert werden durch einen Halskragen oder Verbände, muss aber unbedingt gleichzeitig behandelt werden. Hierzu können Schmerzmittel, Kortisone, Medikamente zur Behandlung von Anfallsleiden und Psychopharmaka eingesetzt werden, dies muss der behandelte Tierarzt entscheiden. Allgemein unterstützend können B-Vitamine und Magnetfeldtherapie wirken. Haben Sie die Möglichkeit, auszuprobieren, ob das Beißen aufhört, wenn der Hund einige Zeit bei Ihnen lebt? Eventuell kann hierdurch ein Rückschluss auf eine psychische Ursache gezogen werden bzw. ob es sich tatsächlich um Frustration handelt.
Mit freundlichen Grüßen
B. Schmidt