Antwort von Tierärztin Janina Rohde
Hallo Frau R.
Ein pH-Wert von 7,5 bis 8,0 liegt über dem physiologischen Durchschnittsbereich für Katzen, der normalerweise zwischen 5,8 und 6,5 liegt. Allerdings bedeutet ein hoher pH-Wert allein nicht automatisch, dass eine Ansäuerung notwendig ist – insbesondere, wenn keine Struvitkristalle oder Harnsteine nachweisbar sind.
Ein dauerhaft alkalischer Urin kann verschiedene Ursachen haben. Die Fütterung spielt eine große Rolle, denn Diäten mit hohem pflanzlichen Anteil oder bestimmte Spezialfuttermittel, wie Nierendiäten, können den pH-Wert anheben. Auch bakterielle Infektionen mit urease-produzierenden Keimen, wie Staphylokokken oder Proteus, können den Urin alkalischer machen. In diesem Fall wäre eine mikrobiologische Urinuntersuchung sinnvoll. Zudem kann eine idiopathische Zystitis durch Stress den pH-Wert beeinflussen, wobei hier die Stressreduktion wichtiger wäre als eine Ansäuerung.
Eine Ansäuerung des Urins ist nur sinnvoll, wenn tatsächlich Struvitkristalle auftreten, wiederholt bakterielle Harnwegsinfektionen nachgewiesen werden oder eine Erkrankung vorliegt, die den Urin-Puffermechanismus stört. Eine unnötige Ansäuerung kann hingegen das Risiko für Kalziumoxalatsteine erhöhen, da diese sich in zu saurem Urin eher bilden.
Die wichtigste Maßnahme ist eine optimale Flüssigkeitsaufnahme, die durch viel Nassfutter, Trinkbrunnen oder Wasseranreicherung gefördert werden kann. Eine regelmäßige Urinuntersuchung, etwa alle drei bis sechs Monate, kann helfen, frühzeitig Veränderungen zu erkennen. Falls die Ernährung sehr proteinarm oder pflanzenbasiert ist, könnte eine Anpassung in Erwägung gezogen werden.
Die Empfehlung Ihres Tierarztes, nicht anzusäuern, ist aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll, solange keine Kristalle oder Steine nachweisbar sind. Eine unüberlegte pH-Manipulation kann langfristig mehr schaden als nützen. Falls Sie unsicher sind, könnte eine detaillierte Urin- und Blutuntersuchung weitere Hinweise auf mögliche Ursachen des erhöhten pH-Werts geben.
Viele Grüße
Janina Rohde