Antwort von Tierarzt Marcus Lewitschek
Sehr geehrte Faru M.
Eigentlich ist weder eine Kastration noch eine Sterilisation rückgängig zu machen. Es sind nur zwei verschiedene Techniken, mit dem selben Ziel, der Unfruchtbarkeit auf etwas unterschiedlichem Wege. Bei der Kastration werden die Hoden entfernt, bei der Sterilisation werden nur die Samenleiter durchtrennt, bzw. abgebunden. Die Hoden bleiben hier erhalten. Die Sterilisation des Rüden ist in der Tiermedizin im Gegendsatz zur Humanmedizin kein gängiges Verfahren. Sie ist nebenbei technisch deutlich anspruchsvoller als die Kastration. Theroretisch könnte man eine Sterilisation mit sehr hohem chirurischen Aufwand und fraglicher Prognose rückgängig machen, ist mir aber nicht bekannt, dass soetwas durchgeführt wird.
Rückgängig machbar ware eine "hormonelle Kastration" mittels einer Injektion oder eines Implantates.
Die Frage ist vielmehr: Warum wollen Sie ihren Hund kastrieren lassen? Wenn Sie sich nicht sicher sind, kann man die hormonelle Kastration vor einer evtl. Operation ausprobieren. Das Verhalten, was Ihr Hund nach der Injektion an den Tag legt, wird das Verhalten sein, dass er auch nach einer Kastration zeigt. Anmerkung zu dem Implantat: es wird wie ein Chip unter die Haut gespritzt und hat die gleiche Wirkung wie die Spritze, die Hunde bekommen auf Grund der Wirkungsdauer und des Wirkmechanismus sehr sehr kleine Hoden.
Meist sollten Rüden wegen der Probleme mit läufigen Hündinnen kastriert werden (fressen dann schlecht, jaulen, hören nicht mehr, laufen weg usw.), oder weil sie vor allem anderen Rüden gegenüber aggressiv sind.
Was die Problematik mit den Hündinnen angeht, ist eine Kastration sinnvoll, da dieser Hormonstress für alle Beteiligten nicht angenehm ist. Zu wollen und nicht zu dürfen, ihr Hund würde ja nur seiner Natur folgen, ist schlimmer als garnicht erst zu wollen. Und Ihr Hund kann sich im Gegensatz zu uns nicht an die Zeit vor der Kastration erinnern.
Was Aggressivität angeht, würde ich immer erst zu einer hormonellen Kastration mittes "Sprize" raten, da das Verhalten sicher hormonell bedingt sein könnte, aber es könnte auch erlernt sein, und in diesem Fall würde weder die Spritze noch die chirurgische Kastraton etwas bringen.
So lange Ihr Hund keine Erkrankungen der Hoden oder Prostata zeigt, oder während der Zeit der läufigen Hünndinen massiv unter Stress steht, gibt es keinen medizinischen Grund ihn zu kastrieren.
Alles andere ist Einstellungssache.
In der Regel kommt es nach einer Kastration nicht zu massiven Wesensveränderungen, vorallem nicht zu Aggressivität. Die Hunde werden häufig etwas ruhiger und träger, was allerdings auf einer wichtigsten Nebenwirkungen, nämlich die Gewichtszunahme zurückzuführen ist. Nehmen diese Hunde wieder ab sind sie genauso agil wie vorher.
Mit freundlichen Grüsse, M.Lewitschek