zurück zur Übersicht Katze wurde angefahren; nach (Fehl)Diagnose gestorben 13.07.2016 von Arthur S. Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin mir nicht sicher, ob Sie mir helfen können, aber ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden sollte. Die Katze meiner Mutter wurde vor wenigen Tagen angefahren. Nach (vermutlich) mehrstündigem Aufenthalt auf einer Wiese wurde sie schließlich gefunden und zur Tierunfallklinik gebracht. Dort teile meine Mutter mit, was passiert ist, und dass die Katze wohl schon längere Zeit verwundet auf der Wiese lag. Sie wies außerdem (als gelernte Krankenpflegerin) auf die Gefahr einer Blutvergiftung hin. Die Ärztin untersuchte (inkl. Röntgen) die Katze schließlich und stellte fest, dass eines der Hinterbeine unter einem schweren offenen Bruch litt. Daraufhin gab die Ärztin meiner Mutter zwei Behandlungsmöglichkeiten: 1. Versuch den Bruch zu heilen. 2. Amputation des Beines. Außerdem, so die Ärztin, könne meine Mutter sich bis zum nächsten Tag mit der Entscheidung Zeit lassen, da sie erst dann operieren würde. Allerdings rief die Ärztin am nächsten Tag an und teilte mit, dass aufgrund des üblen Geruchs am Bein nur noch eine Amputation möglich wäre. Nach der OP sagte sie, dass es der Katze wohl schon etwas besser ging, sie habe getrunken und sogar geschnurrt. Und räumte ihr eine 50/50 Überlebenschance aus. Eine halbe Stunde später rief die Ärztin erneut an und teile meiner Mutter den Tod der Katze mit. Laut der Ärztin sei diese aber nicht an einer Blutvergiftung gestorben, sondern an irgendetwas mit den Nieren. Meine Fragen dazu sind folgendermaßen: Hätte die Katze eine höhere Überlebenschance gehabt, wenn man gleich amputiert hätte? Warum hat sie nicht gleich operiert? Hat die Ärztin die Situation womöglich falsch eingeschätzt? Hätte sie nicht davon ausgehen müssen, dass es anfängt übel zu riechen, wenn die Katze seit Stunden verwundet auf der Wiese lag und weiter noch über Nacht bis zum nächsten Tag eine offene Wunde hat? Vielen Dank im Vorraus Mit freundlichen Grüßen Arthur S. Antwort von Tierärztin Dr. Anette Fach Sehr geehrter Herr S., von Ihrer Schilderung kann ich so erst mal kein grob falsches Vorgehen der behandelnden Tierärztin erkennen. Bei verunfallten Tieren ist es durchaus üblich und auch manchmal sogar medizinisch sinnvoll, einen eventuell vorhandenen Knochenbruch nicht gleich am selben Tag der Verletzung chirurgisch zu versorgen. Zuerst sollte der Patient immer stabilisiert werden. Manchmal werden weitere Verletzungen, die eine sofortige Operation beeinträchtigen könnten, auch erst im Verlauf der Zeit oder durch weiterführende Untersuchungen offenkundig. Ein Knochenbruch hat da erst mal etwas Zeit in der Versorgung. Wenn es sich um eine offene Fraktur handelt, kann diese sowieso nicht wie ein geschlossener, steriler Bruch gehandhabt werden, da offene Brüche immer infiziert sind. Sollte der Bruch nicht zielführend (schmerzfreie, belastbare Gliedmaße) chirurgisch versorgt werden können, ist eine Amputation letztes Mittel. Wenn das Bein am nächsten Tag bereits derart schlecht gerochen hat, dass nur noch eine Amputation in Frage kam, hätte wahrscheinlich eine normale operative Versorgung am Vortag auch keinen Erfolg gebracht. Die Infektion war dann doch schon zu weit fortgeschritten. Es wäre also schlimmer gewesen, erst den Bruch zu versorgen, dann zu sehen, das funktioniert nicht und dann in einem zweiten Eingriff das Bein abzunehmen... Dass die Katze verstorben ist, ist natürlich sehr schlimm. Aber ich glaube nicht, dass sie so schnell an den Folgen des offenen Bruches bzw. der verzögerten OP gestorben ist. Ich vermute eher, dass noch weitere innere Ursachen z.B. eine Schädigung der inneren Organe wie den Nieren vorlagen, die zum Tod des Tieres nach der Operation geführt haben. Aber es ist wie immer bei unklarer Todesursache: Letztendlich kann nur eine Obduktion exakten Aufschluss über die Gesamtsituation im Körper geben. Doch das lehnen die meisten Besitzer ab, was ich von der emotionalen Seite sehr gut verstehen kann. Für die Aufklärung der Sache wäre eine pathologische Untersuchung aber eben sehr hilfreich. Im Zweifelsfall kann ich auch Ihnen nur raten, suchen Sie das Gespräch mit der behandelnden Tierärztin und lassen Sie sich alles aus ihrer Sicht noch einmal gut darlegen und erklären. Beste Grüße Anette Fach
Antwort von Tierärztin Dr. Anette Fach Sehr geehrter Herr S., von Ihrer Schilderung kann ich so erst mal kein grob falsches Vorgehen der behandelnden Tierärztin erkennen. Bei verunfallten Tieren ist es durchaus üblich und auch manchmal sogar medizinisch sinnvoll, einen eventuell vorhandenen Knochenbruch nicht gleich am selben Tag der Verletzung chirurgisch zu versorgen. Zuerst sollte der Patient immer stabilisiert werden. Manchmal werden weitere Verletzungen, die eine sofortige Operation beeinträchtigen könnten, auch erst im Verlauf der Zeit oder durch weiterführende Untersuchungen offenkundig. Ein Knochenbruch hat da erst mal etwas Zeit in der Versorgung. Wenn es sich um eine offene Fraktur handelt, kann diese sowieso nicht wie ein geschlossener, steriler Bruch gehandhabt werden, da offene Brüche immer infiziert sind. Sollte der Bruch nicht zielführend (schmerzfreie, belastbare Gliedmaße) chirurgisch versorgt werden können, ist eine Amputation letztes Mittel. Wenn das Bein am nächsten Tag bereits derart schlecht gerochen hat, dass nur noch eine Amputation in Frage kam, hätte wahrscheinlich eine normale operative Versorgung am Vortag auch keinen Erfolg gebracht. Die Infektion war dann doch schon zu weit fortgeschritten. Es wäre also schlimmer gewesen, erst den Bruch zu versorgen, dann zu sehen, das funktioniert nicht und dann in einem zweiten Eingriff das Bein abzunehmen... Dass die Katze verstorben ist, ist natürlich sehr schlimm. Aber ich glaube nicht, dass sie so schnell an den Folgen des offenen Bruches bzw. der verzögerten OP gestorben ist. Ich vermute eher, dass noch weitere innere Ursachen z.B. eine Schädigung der inneren Organe wie den Nieren vorlagen, die zum Tod des Tieres nach der Operation geführt haben. Aber es ist wie immer bei unklarer Todesursache: Letztendlich kann nur eine Obduktion exakten Aufschluss über die Gesamtsituation im Körper geben. Doch das lehnen die meisten Besitzer ab, was ich von der emotionalen Seite sehr gut verstehen kann. Für die Aufklärung der Sache wäre eine pathologische Untersuchung aber eben sehr hilfreich. Im Zweifelsfall kann ich auch Ihnen nur raten, suchen Sie das Gespräch mit der behandelnden Tierärztin und lassen Sie sich alles aus ihrer Sicht noch einmal gut darlegen und erklären. Beste Grüße Anette Fach