Mensch-Hund-Bindung

Was die Beziehungen zwischen Menschen und Hunden ausmacht und wie sie gestärkt werden

Mittelgroßer Hund mit seinem Menschen beim Spaziergang an der Leine. © TASSO

Im Laufe des Lebens eines Hundes wachsen zahlreiche Beziehungen zu verschiedenen Menschen, Hunden und manchmal auch zu anderen Tieren. Beziehungen können lose oder andauernd sein und entstehen, sobald der Hund mit einem Lebewesen wiederholt in Kommunikation tritt. Zu jedem Familienmitglied, zur Hundesitterin und zum guten Hundekumpel baut der Hund eine Beziehung auf.

Die emotionale Ebene einer Beziehung ist die Bindung. Sie wächst, wenn bestimmte Voraussetzungen in einer Beziehung erfüllt sind und bleibt in der Regel ein Hundeleben lang bestehen. Eine gute Beziehung ist immer die Grundlage einer sicheren Bindung.

Ein ängstlicher Hund, der neu in eine Familie zieht, lebt von Anfang an in einer Beziehung zu seinen Menschen. Er kommuniziert mit ihnen, wird versorgt und in die Familie integriert. Gebunden ist er jedoch noch nicht, die Bindung wächst erst mit zunehmendem Vertrauen. Im Gegensatz dazu haben Meerschweinchen, die in einer Gruppe im Freigehege leben, eine Beziehung zu ihrer Halterin, die sie sie jeden Morgen mit dem Futter erwarten. Sie reagieren auf sie anders, als wenn sich ein Fremder nähert. Dennoch sind die Meerschweinchen nicht an ihre Halterin gebunden, dafür haben sie innerhalb ihres Sozialverbandes feste Bindungen zu anderen Artgenossen. Bei TASSO nennen wir Tiere, die in enger Bindung zu ihrem Menschen leben Companion animals (engl.: Begleittier). Mit dieser Bezeichnung stellen wir klar, dass nicht jedes als Heimtier gehaltene Tier automatisch in einer engen Bindung zum Menschen lebt.

Wenn aus einer Beziehung eine Bindung wird

Voraussetzung für eine sichere Bindung ist eine solide und andauernde Beziehung, in der sich der Hund verstanden und unterstützt fühlt. Das bedeutet, dass der Mensch die arttypischen und individuellen Bedürfnisse des Hundes kennt und erfüllt. Dazu muss er seine Köpersprache gut lesen und Empathie für die hündische Perspektive aufweisen können. Besonders wichtig ist es, Stressanzeichen und Unwohlsein frühzeitig zu erkennen und dem Hund in schwierigen Situationen Sicherheit, Lösungsansätze und emotionale Unterstützung zu bieten. Damit der Hund sich sicher fühlt, sind Verlässlichkeit, Erwartbarkeit, Fairness und Rücksichtnahme essentiell. Bindungsstärkend sind außerdem auf Belohnung basierendes Training, Körperkontakt und Kontaktliegen im Rahmen der individuellen Vorlieben des Hundes. Auch gemeinsame positive Erfahrungen und Erlebnisse stärken die Bindung zwischen Mensch und Hund.

Woran kann ich eine gute Bindung zu meinem Hund erkennen?

Es gibt nicht das eine Anzeichen für eine gute Bindung. Aber es gibt verschiedene Verhaltensweisen, die in ihrer Gesamtheit für eine sichere Mensch-Hund-Bindung sprechen. Hunde, die in einer engen Bindung zu ihrem Menschen leben, suchen in schwierigen, überfordernden Situationen eher den Kontakt zu ihrer Bezugsperson. Da sie sich in der Anwesenheit ihres Menschen sicher fühlen, spielen viele sicher gebundene Hunde gerne mit ihrer Bezugsperson, sie erkunden ihre Umgebung und verhalten sich neugierig und ausgelassen. Hunde halten sich gerne in der Nähe des Menschen auf, an den sie sich gebunden fühlen oder suchen meist vermehrt den Körperkontakt zu diesem Menschen.  

So können Sie die Bindung zu Ihrem Hund stärken

Bindung lässt sich nicht erzwingen und auch nicht durch einzelne Übungen erarbeiten. Viel mehr sollten Tierhalterinnen und Tierhalter sich mit ihrer Rolle als verantwortungsvolle Bezugspersonen für einen Hund beschäftigen und gewisse Grundwerte im täglichen Zusammenleben mit dem Hund etablieren. Dabei können folgende Fragen helfen:

  • Was sind die Bedürfnisse meines Hundes und wie kann ich sie in meinem Alltag erfüllen?
  • Was mag mein Hund richtig gerne und wie kann ich ihm das in unserem Zusammenleben ermöglichen?
  • Weiß ich, was mein Hund gar nicht mag und kann ich verhindern, dass er dem immer wieder ausgesetzt wird?
  • Erkenne ich, wenn mein Hund gestresst ist und habe ich Strategien, um ihm in stressigen Situationen zu helfen?
  • Kann ich störende Verhaltensweisen meines Hundes einordnen, ihren Hintergrund verstehen und bin ich bereit an diesen mit meinem Hund zu arbeiten, statt sie nur zu unterdrücken?
  • Habe ich Möglichkeiten meinem Hund zu helfen, wenn er sich ängstigt oder in Panik gerät?
  • Gibt es in meinem Alltag feste Routinen, die meinem Hund Vorhersehbarkeit und Sicherheit geben?
  • Verbringe ich Zeit mit meinem Hund, ohne eine bestimmte Erwartungshaltung an ihn zu haben? Zeit, in der wir einfach gemeinsam „sein“ können.

Machen Sie öfter einen Bindungsspaziergang

Auch wenn es nicht eine bestimmte Übung gibt, um die Bindung zu erarbeiten, gibt es dennoch Möglichkeiten, um die gemeinsame Zeit bindungsfördernd zu nutzen. Eine Baustein sind beispielsweise Bindungsspaziergänge, bei denen die Hundehalterin oder der Hundehalter die Bindung zum Hund in den Vordergrund rückt. Dabei sollte es möglichst wenig Ablenkung geben. Das Mensch-Hund-Team ist also ohne Handy und ohne Gassifreunde unterwegs und widmet seine volle Aufmerksamkeit einander. Dann werden gemeinsam neue Strecken erkundet oder Lieblingswege gelaufen, wobei es viel Zeit für die Ideen und Vorlieben des Hundes gibt. Je nach Hund können kleine Suchspiele eingebaut, kurze gemeinsame Joggingstrecken eingelegt oder ausgiebige Pausen zum Kuscheln und Kraulen genutzt werden. Die oben genannten Fragen können bei der Planung eines Bindungsspaziergangs hilfreich sein. Allerdings sollte am besten nicht zu viel im Voraus überlegt, sondern der Bindungsspaziergang vielmehr genutzt werden, um sich gemeinsam treiben zu lassen und diese besondere Qualitätszeit ganz ohne Erwartungen und Ziele zu genießen. Eine gute Qualität des Bindungsspaziergangs ist zwar wichtiger als eine hohe Frequenz, dennoch profitieren Hunde davon, wenn diese besonderen Runden in einer gewissen Regelmäßigkeit stattfinden, da sie dabei ihre „Akkus“ für den Alltag gut aufladen können. Bindungsspaziergänge sind ein Boost für jede Mensch-Hund-Beziehung, egal ob diese ganz jung ist oder schon lange besteht.

Wie kann ich das Vertrauen meines Hundes gewinnen?

Für Hunde, die schon einmal ihr Zuhause verloren haben oder noch nie in einer engen Beziehung mit einem Menschen gelebt haben, kann es anfangs schwierig sein, einer Person zu vertrauen und sich an sie zu binden. Um für den Hund die Bindungsphase leichter zu gestalten, hilft es, alle Erwartungen an den Hund abzulegen. Hunde sind sehr sensibel und spüren Ungeduld und Druck schnell. Unsichere Hunde ziehen sich häufig bei Erwartungsdruck noch mehr in sich zurück. Wer den Beziehungsaufbau als Teil des besonderen Zusammenlebens von Hund und Mensch ansieht, wird feststellen, dass es oft schneller geht als wenn eine enge Bindung mit allen Mitteln forciert wird. Passives Interesse, unaufdringliche Anwesenheit und Einladungen statt Überzeugung können die Beziehung zum Hund stärken und die Bindung fördern. Kontraproduktiv ist es, einen Hund in Situationen zu locken, die er noch nicht bewältigen kann. Dabei ist die Körpersprache immer ein guter Indikator, um zu kontrollieren, ob der Hund gerade neugierig und mit ein bisschen Mut seine Komfortzone erweitert, oder ob er im Motivationskonflikt zwischen lockendem Leckerli und angstauslösendem Reiz ist. Der Grad zwischen Mut und Angst ist oft schmal und hier hilft ein besonders feinfühliges Verständnis für den Hund.
 

Fazit

Die Bindung zwischen Mensch und Hund kann zu einem einzigartigen emotionalen Band heranwachsen, das ein Leben lang bestehen bleibt. Voraussetzung sind ein sicheres und wohlwollendes Umfeld, gesehene Bedürfnisse und Unterstützung in der Emotionsregulation. Bindung braucht Zeit und positive Erfahrungen und kann nicht erzwungen werden, die Auseinandersetzung mit den eigenen Erwartungen und Handlungen kann das Bindungswachstum jedoch positiv beeinflussen.

 

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