Gefahren durch Feuerwerk und Böller

Darum schadet Silvesterfeuerwerk Tier, Mensch und Umwelt

Silvester-Böller sind gefährlich und unnötig. Markus Distelrath/Pixabay © Markus Distelrath/Pixabay

Der Himmel steht in Flammen. In der Luft hängt ein Nebelschleier, der durch unregelmäßig grell aufleuchtende Lichter durchbrochen wird. Es knallt und scheppert gleichzeitig aus mehreren Richtungen. Über allem liegt ein ungewöhnlicher, unbekannter und bedrohlicher Geruch und die Menschen verhalten sich ganz anders als sonst. Die Silvesternacht ist für viele Tiere eine Horrornacht.

Ob Haus- oder Wildtier: Das Feuerwerk, die Böller, die ausgelassene Partystimmung auf der Straße, all das ist eine Ausnahmesituation, auf die viele Tiere mit Verunsicherung oder gar Angst reagieren. Neben Panik und Angst birgt das Silvesterfeuerwerk weitere Gefahren und Risiken – für Tier, Umwelt und Mensch. Welche das sind und warum viele Tiere an Silvester in Panik geraten, haben wir für Sie zusammengetragen.

Gefahren für Haustiere: Hund, Katze, kleine Heimtiere

Unseren Haustieren gemeinsam ist, dass sie einen wesentlich ausgeprägteren Geruchs- und Gehörsinn haben und dadurch das Feuerwerk und die vielen gezünderten Böller rund um Silvester viel intensiver wahrnehmen als wir Menschen.

  • Säugetiere hören in einem größeren Frequenzbereich als Menschen. Deswegen hören sie Geräusche nicht lauter, wie man landläufig sagt, sondern sie hören mehr Zwischentöne und vor allem die viel höheren Töne, die wir Menschen gar nicht mehr wahrnehmen. Dies kann eine Überforderung der Sinneswahrnehmungen zur Folge haben. Zudem ist die Knallerei für die Tiere  unvorhersehbar und diffus, das heißt sie können keine Quelle der Geräusche ausmachen. Die Gefahr scheint von überall her zu kommen und lässt sich nicht einordnen. Ein weiteres Problem ist die Lautstärke. Für Hunde beginnt der schmerzhafte Lautstärkenbereich bei 85 Dezibel. Feuerwerkskörper verursachen einen Lärm von ca. 145 Dezibel, also deutlich über ihrer Schmerzgrenze. 
  • Auch der Geruchssinn der meisten Haustiere ist weitaus besser als der von Menschen, sodass sie die unangenehmen Gerüche, die von Feuerwerkskörpern ausgehen, ebenfalls viel stärker wahrnehmen. Diese riechen in der Regel verbrannt und Feuer bedeutet für Tiere Lebensgefahr.
  • Das private Abfeuern von Feuerwerkskörpern ist in Deutschland an Silvester und Neujahr ganztägig erlaubt. Das bedeutet, die Tiere sind nicht nur um Mitternacht, sondern mindestens 48 Stunden der Gefahr des Feuerwerks ausgesetzt. Hinzukommen zahlreiche Böller und Raketen, die bereits einige Tage vor Silvester und noch weit in den Januar hinein gezündet werden. 
  • Viele Hunde und Katzen flüchten bei Gefahr und wenn sie sich erschrecken. Das erhöht das Risiko, dass sie in den Tagen rund um den Jahreswechsel entlaufen. Insbesondere Katzen verkriechen sich häufig bei drohender Gefahr. So kann es passieren, dass Freigängerkatzen in Garagen oder Kellern eingesperrt werden, von wo sie nicht mehr alleine herauskommen und möglicherweise nicht oder erst spät gefunden werden.
  • Hunde und Katzen, die vor den Feuerwerkskörpern flüchten, können kopflos auf die Straße oder auf die Schienen laufen und massive Unfälle verursachen, bei denen Menschen und Tiere zu Schaden kommen.
  • Auch kleine Heimtiere wie Meerschweinchen und Kaninchen verkriechen sich in der Regel und brauchen in ihrer vertrauten Umgebung genügend Versteckmöglichkeiten. Wichtiger Hinweis: Bitte nicht zur Sicherheit in einen engen Stall einsperren. Das bedeutet für die Tiere zusätzlichen Stress. Sie suchen sich in ihrem Gehege einen für sie passenden Unterschlupf und sollten in ihrer gewohnten Umgebung verbleiben. Gegebenenfalls kann das Gehege mit Decken oder Sichtschutzelementen etwas geschützt werden. Weitere Tipps zum Thema Silvester mit kleinen Heimtieren finden Sie hier

Gefahren für Wildtiere

Die Knallerei stellt auch für Wildtiere eine massive Störung dar und bringt jede Menge Gefahren mit sich.

  • Durch das panikartige Auffliegen in der Dunkelheit, können Vögel mit Hindernissen wie zum Beispiel Hochspannungsleitungen, Gebäuden, Windradanlagen kollidieren. 
  • Zudem verbrauchen WIldtiere in Panik überdurchschnittlich viel Energie. Energie, die sie im Winter dringend benötigen, da zu dieser Jahreszeit die Nahrung für viele Tiere knapp ist.
  • Vögel flüchten in die Luft, finden stundenlang keinen Schlafplatz und fliegen teilweise bis zur Erschöpfung umher, manche Vögel verlieren die Orientierung und erleiden ein Anflugtrauma. Jedes Jahr berichten Ornithologen am 1. Januar von erkennbar verstörten Vogelschwärmen und von fluchtartig verlassenen, leergefegten Ruheplätzen. 
  • Säugetiere wie Fuchs, Biber oder Fledermaus können mit ihrer empfindlichen Sensorik Gehörschäden erleiden. Regelmäßig werden an Neujahr tote und verletzte Tiere gefunden.
  • Tatsächlich können auch winterschlafhaltende Tiere, wie zum Beispiel der Igel, durch die lauten Feuerwerke gestört werden. Einige Igel zucken in ihrem Winterschlaf nachweislich zusammen oder wachen sogar auf, wodurch sie wichtige Energiereserven verlieren.

Quelle: Liga Vogelschutz / NABU Hessen

Gefahren für Umwelt

Feuerwerkskörper und Böller hinterlassen eine riesige Menge Müll in unserer Umwelt. Ein Großteil der Reste (Plastik, Pappe mit giftigen Druckfarben sowie in den Feuerwerkskörpern enthaltene Schwermetalle und Schadstoffe) landet auf Grünflächen, in Gewässern oder Waldgebieten – dort kann der Müll oft gar nicht oder nur mühsam und unvollständig eingesammelt werden. Darüber hinaus gelangt dadurch Mikroplastik in die Böden sowie in Wasser- und Nahrungskreisläufe.

Quelle: Deutsche Umwelthilfe

Gefahren für Menschen

  • Verletzungen durch Feuerwerkskörper haben oft schwerwiegende Folgen. Eine Erfassung dieser Verbrennungen erfolgt bisher nur unvollständig. Die Aufklärung der Betroffenen über die Gefahren durch Feuerwerkskörper erscheint angesichts der Unfallzahlen weiterhin mangelhaft.
  • Mehrere tausend Personen erleiden jedes Jahr in Deutschland ein Knall- oder Explosionstrauma durch Silvesterfeuerwerkskörper. In der Mehrzahl der Fälle sind diese Verletzungen fremdverschuldet. Während sich die Hörschwelle in einem Teil der Fälle wieder erholt, bleiben bei einer großen Anzahl von Personen chronische und oftmals unheilbare Gehörschäden bestehen.

Quelle: Researchgate

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