Mein Hund hat keine Angst an Silvester

Warum ein angstfreier Hund kein Freifahrtschein für eine Silvestersause ist

Hund liegt entspannt auf dem Teppich. Silvo Bilinski © Silvo Bilinski/Pixabay

Silvester ist für viele Hunde und ihre Menschen die schlimmste Nacht des Jahres. Zahlreiche Hunde leiden unter Geräuschangst und verbringen die Nacht in Panik, während viele Menschen ausgelassen und mit viel Feuerwerk das neue Jahr begrüßen.

In den Wochen und Monaten vor dem Jahreswechsel versuchen verantwortungsvolle Hundehalter:innen, ihre Hunde bestmöglich auf die Silvesternacht und die Knallerei vorzubereiten. Es gibt viele verschiedene Trainingsansätze und Hilfsmittel, um die Angst vor lauten Geräuschen zu mildern und den Hunden ein möglichst stressarmes Silvester zu ermöglichen. Doch was sollte man tun, wenn der eigene Hund bisher keine Angst vor Feuerwerk und Böllern gezeigt hat und die vergangenen Jahreswechsel entspannt erlebt hat?

TASSO klärt auf, warum ein angstfreier Hund kein Freifahrtsschein für die große Silvestersause ist und wie man diese Chance nutzen kann, um die Souveränität des Hundes zu stärken.

6 Tipps, wie man seinen „angstfreien„ Hund  an Silvester festigen kann

1. Stresssymptome erkennen
Nicht jeder Hund, der Angst hat, zeigt dies deutlich. Manchen Hunden sind Angst und Stress auf den ersten Blick kaum anzuerkennen. Häufig sind nur subtile Stresszeichen, wie das Aufsuchen ungewohnter Liegeplätze, ein vermehrtes Nähebedürfnis oder häufiges Trinken erkennbar. Eine genaue Beobachtung ermöglicht es, auch „versteckte“ Stressanzeichen zu erkennen. Auch ein vermeintlich angstfreier Hund hat möglicherweise Stress.

2. Angststeigerung im Alter
Ängste können sich im Laufe der Jahre verändern. Ohne Training und Unterstützung verstärken sie sich leider häufig. Ein Hund, der im ersten Lebensjahr noch keine oder nur milde Stresssymptome in der Silvesternacht gezeigt hat, kann im nächsten Jahr schon deutlich mehr Angst vor den Geräuschen haben. Ein entspanntes Silvester ist damit leider keine Garantie für einen angstfreien Jahreswechsel im Folgejahr.

3. Positive Verknüpfung der Geräusche
Wenn der Hund an Silvester unvoreingenommen und entspannt ist, hat man als Tierhalter:in die Chance, die Geräusche des Feuerwerks für den Hund positiv zu verknüpfen. So kann man zum Beispiel mit Beginn der Knallerei dem Hund eine besonders leckere Schleckmatte, aufregende Futterspielzeuge oder besondere Kauartikel anbieten. Die lauten Geräusche werden positiv mit der freudigen Erwartungshaltung von besonderem Futter verknüpft. Das ist ein guter „Puffer“ für laute und gruselige Situationen, denn der Hund hat gelernt: Wenn es laut wird, folgt etwas Leckeres.

Wie Sie Ihren Hund mit einer Übung zur Geräuschdesensibilisierung auf Silvestergeräusche vorbereiten können, zeigt Ihnen Lisa Borchard, Referentin Tierschutz bei TASSO und Tierärztin mit dem Schwerpunkt Tierverhalten in einem Video. Wie oben bereits erwähnt, eignet sich diese Übung für Tiere, die noch keine Angst haben oder nur ein leichtes Unwohlsein bei sehr lauten Geräuschen zeigen.

4. Lärm schmerzt
Auch wenn ein Hund keine Stressanzeichen zeigt, ist der Lärm trotzdem eine schmerzhafte Belastung für das sensible Hundegehör. Für Hunde beginnt der schmerzhafte Lautstärkenbereich bei 85 Dezibel. Feuerwerkskörper verursachen einen Lärm von ca. 145 Dezibel, also deutlich über ihrer Schmerzgrenze. Kein Hund sollte daher, auch wenn er auf den ersten Blick angstfrei wirkt, dem Lärm an Silvester unnötig ausgesetzt werden. Auch angstfreie Hunde präferieren den gemeinsamen Abend auf der Couch bei ruhiger Musik und abgedunkelten Fenstern gegenüber dem lauten Feuerwerk.

5. Kein Freilauf an Silvester
Nicht nur geräuschempfindliche Hunde entlaufen an Silvester. Häufig ist an den Tagen rund um den Jahreswechsel aufgrund von Böllern und Silvesterraketen deutlich mehr Wildwechsel. Während manche Hunde aufgrund der Knallerei weglaufen und vermisst werden, kann die Zeit rund um Silvester auch für jagdlich motivierte Hunde zum Verhängnis werden. Daher sollten ausnahmslos alle Hunde an Silvester und Neujahr an der Leine bleiben.

6. Keine Party mit Hund
Auf ausgelassenen Silvesterpartys wird gefeiert, getrunken und gegessen. Dabei ist meist nicht jedem Partygast bewusst, wie schnell manche Dinge zur Lebensgefahr für einen Hund werden können. Glasscherben können zu Pfotenverletzungen führen oder im schlimmsten Fall sogar abgeschluckt werden. Alkohol ist schon in geringen Mengen für Hunde giftig und viele Lebensmittel, wie Schokolade, Nüsse oder rohes Schweinefleisch, das gerade an Silvester gerne zum traditionellen Fondue auf den Tisch kommt, sind für Hunde gefährlich. Auch entspannte und geräuschunempfindliche Hunde sollten somit keine Partybegleitung sein.

Egal ob ein Hund keine, eine leichte oder sogar eine starke Geräuschnagst hat – kein Tier sollte die Silvesternacht alleine oder auf einer großen Party verbringen müssen. Wer sein Tier verantwortungsvoll hält, verzichtet während des Jahreswechsels auf Böllerei und Trubel und verbringt diese Nacht gemeinsam mit dem Hund zu Hause.

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