Wenn Meerschweinchen aus dem Tierschutz einziehen

Vier Mythen über die Gebrauchtschweinchen

Zwei Meerschweinchen aus dem Tierschutz. © Laura Kroker © Laura Kroker

(Expertinnen-Beitrag von Laura Kroker​)

Meerschweinchen sind bekannt als beliebte Nagetiere. In vielen Haushalten leben Meerschweinchen und bereichern den Alltag ihrer Halter:innen. Doch wohin kann man sich wenden, wenn man sich die kleinen Nagetiere anschaffen möchte und was gibt es hierbei zu beachten?

Meerschweinchen aus dem Tierschutz

Nachdem vor einigen Jahren der typische Weg noch in den Baumarkt oder Zoohandel führte, wenden sich heute immer mehr Menschen auf der Suche nach Meerschweinchen an Tierheime und Notstationen. Neben den Tierheimen gibt es speziell für Meerschweinchen ausgerichtete Notstationen. Dort finden Meerschweinchen Zuflucht, welche nicht mehr gehalten werden können. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Allergien, fehlendes Interesse oder auch Umzug sind nur einige Gründe. Die Meerschweinchen werden in den Notstationen, welche meistens Vereine angehören, gesund gepflegt, tiermedizinisch betreut, kastriert und in neue, artgerechte Zuhause vermittelt. Bei der Vermittlung arbeiten viele Vereine auch bundesweit, wenn der sichere Transport der Tiere gewährleistet werden kann. Die Notstationen sind in ganz Deutschland verteilt und ermöglichen eine lokale Tierschutzarbeit.

Auf der Suche nach einem, oder mehreren Meerschweinchen wenden sich die Interessent:innen an die Tierschützer:innen. Gemeinsam wird die Situation der neuen Halter:innen besprochen: Sind bereits Meerschweinchen vorhanden? Wie sollen die Tiere zukünftig leben? Soll die Haltung drinnen oder draußen stattfinden? Diese Informationen sind wichtig, um die neuen Halter:innen korrekt beraten zu können. Denn viel zu oft wird unterschätzt: Meerschweinchen sind zwar klein, haben aber hohe Ansprüche an ihre Haltung. Wenn alles passt und die Haltung kontrolliert wurde, wird ein Termin vereinbart, an welchem die Tiere abgeholt werden. Seriöse Notstationen sind auch nach der Vermittlung für die neuen Halter:innen da und stehen mit Rat und Tat zur Seite. Die ausführliche Beratung ist einer von vielen Vorteilen bei der Adoption von Meerschweinchen aus dem Tierschutz. So erfährt man meist schon vor dem Einzug die Vorlieben der kleinen Tiere und bekommt fachkundige Hilfe rundum Vergesellschaftung, Haltung, Fütterung und Gesundheitsfürsorge.

Leider kommen teilweise immer noch Mythen zu Meerschweinchen aus dem Tierschutz auf:

>> Meerschweinchen aus dem Tierschutz werden nicht zahm

Meerschweinchen sind Fluchttiere. Ob ein Meerschweinchen zahm wird, oder eher ängstlich ist, hängt nicht davon ab, ob es aus dem Tierschutz kommt oder vom Züchter. Es ist zu sehr großen Anteilen eine Charakterfrage. Ebenso gibt es Tiere, die sich sehr stark an den Artgenossen orientieren und demnach eher Vertrauen fassen, wenn das bereits vorhandene Meerschweinchen zutraulich ist. Im Allgemeinen ist aber zu sagen, dass Meerschweinchen keine Kuscheltiere sind, sondern Beobachtungstiere. Es gibt immer wieder Meerschweinchen, welche sich gern im Gehege streicheln lassen – diese bilden aber eher die Ausnahme.

>> Meerschweinchen, die immer allein gelebt haben, lassen sich nicht mehr integrieren

Falsch. Kein Meerschweinchen sollte in Einzelhaltung oder mit einem einzelnen Kaninchen zusammen wohnen. Jedes Tier hat das Recht, in einer Gruppe oder mindestens einer Paarhaltung zu leben. Auch Meerschweinchen, die sehr früh von der Mutter getrennt wurden und lange alleine gelebt haben können mit Geduld und Erfahrung in eine Gruppe integriert werden. Hierbei kann es manchmal auch von Vorteil sein, solche Schweinchen mit Jungtieren zu vergesellschaften.

>> Meerschweinchen aus dem Tierschutz stammen immer aus Inzucht und sind oft krank

Gerade im Heimtierbereich spielt das Thema unkontrollierte Vermehrung und Inzucht eine große Rolle. Weibliche Meerschweinchen können direkt nach der Geburt wieder gedeckt werden – dies führt immer wieder zu Animal Hoarding Fällen mit 30, 40, 60 Meerschweinchen – und mehr. Dennoch ist dies nicht die Regel. Meerschweinchen aus dem Tierschutz sind nicht anfälliger für Krankheiten als andere Meerschweinchen. Im Gegenteil – oftmals sind bei diesen Tieren Krankheiten und Gesundheitseinschränkungen wie Zahnprobleme oder Tumorerkrankungen eher bekannt, als bei einer Übernahme der Tiere von privat oder aus dem Zoohandel. Dies ist darauf zurück zu führen, dass die Tiere in den Notstationen tierärztlich gecheckt und die neuen Besitzer:innen über potenzielle Erkrankungen aufgeklärt werden. In seriösen Notstationen werden ausschließlich augenscheinlich gesunde Tiere vermittelt oder vorhandene Erkrankung mit dem neuen Besitzer besprochen. Tiere, die in Notstationen sitzen stammen ursprünglich ebenso oft vom Züchter, aus dem Zoohandel, vom Vermehrer oder von Privatabgaben. Die wenigsten sind innerhalb der Notstation geboren.

>> Meerschweinchen aus dem Tierschutz sind teuer

Bei der Vermittlung eines Meerschweinchens aus dem Tierheim oder einer Notstation wird ein Schutzvertrag zwischen der Einrichtung und den neuen Halter:innen über das entsprechende Tier aufgestellt. Hierin werden die Punkte einer artgerechten Haltung festgehalten und der Besitzer oder die Besitzerin verpflichtet sich, diese umzusetzen. Im Gegenzug dazu verpflichtet sich die Notstation dazu, Aufklärungsarbeit zu leisten und augenscheinlich gesunde Tiere abzugeben.

Ebenso ist im Schutzvertrag die Schutzgebühr festgelegt. Diese ist nicht als Kaufpreis für das Meerschweinchen zu sehen, sondern finanziert Teile der Tierschutzarbeit. Die Schutzgebühr ist bei fast allen Vereinen jedoch deutlich geringer als die Ausgaben, die der Verein für das Tier hatte. Die Schutzgebühr für Weibchen liegt meist bei um die 40 Euro und für kastrierte Böcke um die 60 Euro. Hier gibt es von Verein zu Verein Abweichungen. Zu beachten ist, dass die männlichen Meerschweinchen im Tierschutz kastriert abgegeben werden und alle Tiere medizinisch gecheckt werden.


Zur Autorin: Laura Kroker ist Vorsitzende im Verein Gebrauchtschweinchen e.V. mit Sitz im Raum Altenburg / Leipzig. Sie selbst ist seit 12 Jahren Pflegestelle für Meerschweinchen und hat im Rahmen ihrer Tätigkeit in zwei Tierarztpraxen viel Erfahrung im Umgang mit den kleinen Nagern sammeln können. Laura Kroker ist Sozialarbeiterin, arbeitet neben der hauptberuflichen Tätigkeit im Bereich Trauma und tiergestützte Intervention. Zudem setzt sie sich für die frühkindliche Aufklärung zum Thema Tierschutz an KiTas und Schulen ein.

758.548 „Gefällt mir“-Angaben

Danke für die vielen Likes!

TASSO-Videos

Alles zu den Aufgaben von TASSO in Bildern

Newsletter

Bleiben Sie immer auf dem Laufenden!

Cookies

Liebe Tierfreunde,
um unsere Webseite optimal auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen, verwenden wir Cookies. Einige Cookies sind technisch notwendig (essentiell), damit unsere Webseite funktioniert. Zudem verwenden wir Cookies zu Marketing- und Statistik-Zwecken, um Ihnen ein noch besseres Webseiten-Erlebnis zu bieten. Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten und diese jederzeit unter „Cookie-Einstellungen“ einsehen und ändern. Erklärung zur Nutzung von Cookies auf unserer Webseite Datenschutzerklärung