Lautes Miauen in der Nacht, Malheure neben dem Katzenklo, unzufriedenes Umherwandern – wer schonmal mit einer dementen Katze zusammengelebt hat, weiß, dass all das zum Alltag dazu gehören kann. Damit Sie die neurologische Erkrankung frühestmöglich bei Ihrer Katze erkennen können, erläutern wir im nachfolgenden Artikel die wichtigsten Fakten zum Thema Demenz bei Katzen und geben Ihnen hilfreiche Tipps zur Pflege und zur Gestaltung des Zusammenlebens mit dementen Katzen.
Was ist Katzendemenz?
Die Demenz der Katze wird in der Tiermedizin auch als felines kognitives Dysfunktionssyndrom (CDS) bezeichnet und ähnelt der Alzheimererkrankung des Menschen. Demenz ist weder beim Menschen noch bei der Katze heilbar, dennoch gibt es zahlreiche Möglichkeiten, demente Katzen zu unterstützen und ihnen ein lebenswertes Seniorenleben zu ermöglichen. Dabei ist ein individueller Behandlungsplan der betreuenden Tierarztpraxis eine unverzichtbare Grundlage, die durch verschiedene Maßnahmen im häuslichen Umfeld ergänzt werden kann.
Die Symptome der Demenz – vielseitig und unspezifisch
Tierärztlich vorstellig werden demente Katzen häufig mit nächtlichem scheinbar grundlosem Schreien, das sich teilweise auch tagsüber zeigt, einem veränderten Schlaf-Wach-Rhythmus oder plötzlicher Unsauberkeit. Außerdem zeigen demente Katzen vermehrte Verwirrtheit und Desorientierung, zum Beispiel durch zielloses Umherwandern, das Suchen von eigentlich bekannten Orten (Katzenklo, Futternapf, Schlafhöhle etc.) oder auch durch das Verfehlen von Zielen bei kleinen Sprüngen. Die Demenz kann sich außerdem in einem veränderten Appetitverhalten (Appetitlosigkeit oder vermehrter Appetit) zeigen.
Wie kann ich meine demente Katze im Alltag unterstützen?
Tiermedizinische Versorgung und Therapiemöglichkeiten
Jede ältere Katze sollte spätestens ab einem Alter von 8 Jahren einmal jährlich zum tierärztlichen Senioren-Check. Dabei wird die Katze ausgiebig untersucht, die Blutwerte kontrolliert und je nach Befunden werden auch weiterführende Untersuchungen gemacht. Im Gespräch mit der Tierärztin oder dem Tierarzt können Schmerzen bei der Katze frühzeitig an Verhaltensänderungen hergeleitet werden, die im Alltag oft untergehen oder unbemerkt bleiben. Auch erste Demenzanzeichen können bei den Untersuchungen erkannt werden. Das frühzeitige Erkennen ist wichtig, denn obwohl Demenz nicht heilbar ist, kann das Fortschreiten der Krankheit durch verschiedene therapeutische Maßnahmen verlangsamt und die Lebensqualität der Katze verbessert werden. Gemeinsam mit der Tierärztin oder dem Tierarzt können Sie für Ihre Katze den optimalen Therapieplan erstellen. Dieser kann Anpassungen der Haltung und Beschäftigung der Katze, eine Ernährungsumstellung, Nahrungsergänzungsmittel und auch Medikamente, die die Durchblutung des Gehirns fördern und entzündliche Prozesse eindämmen, enthalten.
Wohnung anpassen
Um Ihrer dementen Katze den Alltag zu erleichtern, kann es hilfreich sein, einige einfache Anpassungen in der Wohnung vorzunehmen. Liegeflächen und Kratzbäume sollten für die Katze gut und gefahrlos erreichbar sein. In den Aufenthaltsräumen der Katze ist es sinnvoll, ein gut zugängliches Katzenklo (tiefer Einstieg, viel Einstreu, kein oder ein sehr hoher Deckel – je nach Vorliebe der Katze) und Futter- und Wassernäpfe aufzustellen. Auch wenn diese früher nur in einem bestimmten Raum platziert wurden und es gerade demente Katzen schwerfällt, mit Veränderungen umzugehen, ist das eine sinnvolle Maßnahme. Denn so muss die Katze nicht auf die Suche gehen, sondern kann ihren Bedürfnissen möglichst ohne Hindernisse nachgehen.
Stress vermeiden
Während Tagesroutinen und klar geregelte Abläufe Ihrer dementen Katze Sicherheit geben, verunsichert alles Neue und Unbekannte. Vermeiden Sie Stress. Je nach Katze können unterschiedliche Situationen zu Stress führen, zum Beispiel der Besuch von Freunden, die Urlaubsbetreuung in einer Pension oder die Vorstellung in der Tierarztpraxis. Da vieles davon nicht immer vermeidbar ist, ist teilweise Ihr Geschick gefragt, um die stressigen Situationen möglichst erträglich für Ihre Katze zu gestalten. In Besuchssituationen hilft ein gut erreichbarer und akzeptierter Rückzugsort für die Katze, an dem sie sich ungestört zurückziehen kann. Statt einer Urlaubsbetreuung an anderen Orten (auch wenn diese schon lange bekannt sind), ist für eine demente Katze oft die Betreuung im eigenen Zuhause zu bevorzugen. Für den Besuch bei der Tierärztin oder dem Tierarzt hilft eine gute Vorbereitung. Wenn Ihre Katze in diesen Situationen panisch ist, besprechen Sie vorab, ob eine angstlösende Medikation für Ihre Katze infrage kommt. Viele Praxen bieten für ihre alten Patienten auch Hausbesuche an.
Freigang anpassen
Für demente Freigänger wird der unbegleitete Freigang oft zu gefährlich. Durch den abnehmenden Orientierungssinn finden viele demente Katzen ihre bekannten Wege nicht mehr und verlaufen sich. Das kann dazu führen, dass sie schnell in lebensgefährliche Situationen geraten. Im Straßenverkehr oder in Verstecken, die sie aufsuchen und dann nicht mehr verlassen können, wie Gartenhäuschen, Garagen oder Kellerräume. Sicherer ist es, die Katze zum Beispiel im Garten unter Aufsicht zu beschäftigen oder einen gesicherten Katzengarten einzurichten. Wenn ein ehemaliger Freigänger aufgrund der Demenz zur Wohnungskatze wird, sollte viel Beschäftigung und Abwechslung im Alltag angeboten werden. Das kann durch Futterspiele, Kratzmöglichkeiten, Bewegungsanreize und Spielzeiten geschehen, einige Ideen gibt es hier: Beschäftigung für tierische Senioren.
Verständnis aufbringen
Auch wenn viele Symptome, wie das nächtliche Schreien und die Unsauberkeit, für Halterinnen und Halter dementer Katzen sehr nervenaufreibend und anstrengend werden können, ist es wichtig jederzeit vor Augen zu haben, dass die Demenz eine Krankheit ist und keine der Verhaltensweisen von Ihrer Katze willkürlich gesteuert wird. Sie will Sie nicht ärgern und Ihnen Ihren Schlaf rauben, sondern leidet selbst unter Schlafmangel und den vielen Symptomen. Begegnen Sie Ihrer Katze trotz der großen Belastung mit viel Verständnis und Einfühlungsvermögen. Damit dies möglich ist, sind katzenfreie Pausen im Alltag und Unterstützung in der Betreuung unumgänglich. Zögern Sie nicht, sich Hilfe zu suchen und sorgen Sie für sich, denn Sie sind die wichtigste Ressource für Ihre Katze.
Fazit
Demenz ist eine unheilbare Krankheit, die zu vielen Verhaltensänderungen bei betroffenen älteren Katzen führt. Diese sind nicht nur für die Katzen selbst, sondern auch für ihr direktes Umfeld oft eine große Herausforderung. Mit einer guten tierärztlichen Betreuung, einigen Managementmaßnahmen im häuslichen Umfeld und Unterstützung aus dem Freundes- und Familienkreis können jedoch auch demente Katzen trotz ihrer Erkrankung eine Seniorenzeit mit hoher Lebensqualität genießen.