Veränderungen der Körperhaltung
Die Körperhaltung einer Katze verrät viel über ihr Wohlbefinden. Gesunde Katzen zeigen im Liegen und Sitzen eine entspannte Muskulatur und wirken nicht verkrampft oder angespannt. Schmerzbedingte Veränderungen der Körperhaltung können je nach Ausprägung sehr deutlich sichtbar oder auch kaum erkennbar sein.
- Geduckte Körperhaltung:
Die Katze duckt sich, hält den Körper tief und wickelt den Schwanz eng um sich. Während des Lauerns im jagdlichen Spiel können Katzen eine ähnliche Körperhaltung einnehmen. Zur Beobachtung gehört deswegen immer auch die Beurteilung des Kontextes: eine Katze, die einem Spielzeug auflauert, darf sich ducken und anspannen, bei einer Katze, die auf ihrem Kratzbaum ruht, ist eine geduckte Körperhaltung ein Warnzeichen.
- Gewölbter Rücken:
Ein nach oben gekrümmter Rücken kann auf Bauch- oder Rückenschmerzen hinweisen. Besonders auffällig ist dies bei Katzen mit Magen-Darm-Beschwerden oder Nierenerkrankungen. Nicht immer ist der Rücken dabei deutlich aufgekrümmt, manchmal sind es nur kleine Veränderungen der Rückenlinie.
- Eng angezogene Beine:
Eine Katze, die ihre Beine dicht an den Körper presst, versucht möglicherweise eine schmerzende Stelle zu entlasten.
Veränderungen im Gesichtsausdruck
Der Gesichtsausdruck einer Katze gibt wertvolle Hinweise auf ihr Wohlbefinden. Ein entspanntes Gesicht mit offenen, klaren Augen und leicht nach vorne gerichteten Ohren deutet auf Wohlbefinden hin. Hingegen können folgende Veränderungen auf Schmerzen hindeuten:
- Zusammengekniffene oder halb geschlossene Augen:
Schmerzen führen häufig zu einem veränderten Lidschlag. Eine Katze mit Schmerzen kneift die Augen oft leicht zusammen oder blinzelt vermehrt.
- Veränderte Pupillengröße:
Erweiterte Pupillen können auf starke Schmerzen oder Angst hindeuten. Bei einigen Katzen hingegen sind die Pupillen verengt – dies hängt von der Schmerzart und der individuellen Reaktion ab.
- Flache, nach hinten gedrehte Ohren:
Wenn die Ohren einer Katze flach am Kopf anliegen oder leicht zur Seite kippen, deutet dies auf Unwohlsein oder Schmerz hin.
- Angespanntes Gesicht und zurückgezogene Tasthaare:
Eine Katze mit Schmerzen hat oft eine angespannte Mimik. Die Tasthaare, die eigentlich entspannt in einem kleinen Bogen nach unten hängen, werden dadurch näher an die Wangen gezogen, sind weniger gekrümmt oder stehen steif nach vorne.
Von einer Arbeitsgruppe an der Universität Montréal wurde die Feline Grimace© Scale entwickelt, die Schmerzerkennung bei Katzen anhand verschiedener Gesichtsmerkmale erleichtert. Mithilfe anschaulicher Bilder kann die Schmerzerkennung trainiert und sogar durch eine entwickelte App ergänzt werden. Inzwischen gibt es auch von anderen Anbietern entwickelte KI-basierte Schmerzerkennungsprogramme. Diese können eine gute Ergänzung sein, sollten aber nie die eigene Beobachtung der Katze ersetzen.
Auffälligkeiten beim Gangbild und der Bewegung
Schmerzbedingte Veränderungen im Bewegungsablauf sind oft leichter zu erkennen als subtile Gesichtsausdrücke. Während Katzen mit akuten Schmerzen die schmerzhafte Stelle meist auffällig entlasten und ein Auftreten vermeiden oder deutlich humpeln, zeigen Katzen mit chronischen Schmerzen oft ein nur leicht verändertes Fortbewegungsmuster. Oft fallen solche chronisch bedingten Veränderungen erst spät auf, da sie sich schleichend entwickeln und wir Menschen uns schnell daran gewöhnen. Deswegen ist es wichtig, immer wieder einen möglichst neutralen Blick auf die Fortbewegung der Katze zu werfen und dabei auf folgende Anzeichen zu achten:
- Lahmheit oder Schonhaltung:
Eine Katze, die ein Bein entlastet oder ungleichmäßig läuft, tut dies vermutlich, um eine schmerzhafte Bewegung zu vermeiden.
- Zögerliches Springen oder Vermeiden von Höhen:
Wenn eine Katze plötzlich nicht mehr auf Möbelstücke oder Kratzbäume springt oder Schwierigkeiten beim Herunterkommen hat, kann dies auf Gelenkschmerzen oder Rückenprobleme hindeuten.
- Steife Bewegungen nach dem Aufstehen:
Katzen mit chronischen Gelenkschmerzen, beispielsweise durch Arthrose, bewegen sich nach Ruhephasen teilweise besonders steif.
Veränderungen im Verhalten
Ein plötzlicher oder schleichender Wandel im Verhalten ist oft eines der ersten Anzeichen für Schmerz. Während manche Katzen sich zurückziehen, werden andere aggressiv, ängstlich oder übermäßig anhänglich.
- Rückzug und reduzierte Interaktion:
Eine sonst kontaktfreudige Katze, die plötzlich vermehrt Ruhe sucht, sich versteckt oder weniger Interesse an ihrer Umgebung zeigt, könnte Schmerzen haben.
- Aggressivität oder erhöhte Reizbarkeit:
Manche Katzen werden ungewöhnlich gereizt und reagieren mit Fauchen, Knurren oder Kratzen, wenn sie berührt oder hochgehoben werden.
- Ängstlichkeit und Schreckhaftigkeit:
Plötzlich auftretende Schreckhaftigkeit und vermehrte Ängstlichkeit können ihre Ursache in einer Schmerzproblematik haben.
- Verminderter Appetit:
Eine Katze, die ihr Futter verweigert oder weniger frisst, könnte unter Zahnschmerzen, Magenproblemen oder anderen Schmerzen leiden.
- Unsauberkeit:
Schmerzen können dazu führen, dass eine Katze ihr Katzenklo meidet – beispielsweise, weil das Hineinsteigen schmerzhaft ist oder weil das Hocken, ggfs. in Kombination mit einem niedrigen Deckel schmerzhaft ist.
- Reduzierte Körperpflege:
Wenn eine Katze sich nicht mehr so ausgiebig putzt, kann das ebenfalls schmerzbedingt sein. Oft wird der Rücken ausgespart, da die Stelle nicht mehr schmerzfrei erreicht wird. Das Fell verfilzt daraufhin.
Veränderungen in der Lautäußerung
Katzen kommunizieren generell mit verschiedenen Lauten, doch nur selten werden Schmerzen lautstark zum Ausdruck gebracht. Katzen, die vor Schmerzen Laute von sich geben, leiden meistens unter starken akuten Schmerzen und sollten möglichst schnell medizinische Hilfe bekommen.
- Vermehrtes Jammern oder Miauen:
Besonders ältere oder sonst ruhige Katzen, die plötzlich häufig miauen, könnten Schmerzen haben. Manchmal kann dieses Miauen einer älteren Katze auch ein Hinweis auf Demenz oder Taubheit sein. Eine tierärztliche Abklärung sollte hier Aufschluss bringen.
- Reduziertes Miauen oder völlige Stille:
Eine Katze, die sonst eher gesprächig ist und sich plötzlich zurückzieht, kann Schmerzen haben und still leiden.
- Knurren oder Fauchen:
Wenn eine Katze plötzlich aggressiv auf Berührungen oder Hochheben reagiert, insbesondere an einer bestimmten Körperstelle, ist das ein starkes Warnsignal für Schmerzen.
Wann sollte eine Tierarztpraxis aufgesucht werden?
Da Katzen Schmerzen gut verbergen, sollten bereits kleine Veränderungen ernst genommen werden. Ein früher Tierarztbesuch kann viel Leid ersparen und ermöglicht eine schnelle Behandlung, bevor sich der Zustand der Katze verschlechtert.
Ein Tierarztbesuch ist besonders dann ratsam, wenn:
- die Katze über mehrere Tage hinweg Anzeichen von Schmerz zeigt.
- plötzliche Wesensveränderungen auftreten.
- die Katze Lahmheit, Probleme beim Springen oder Verhaltensauffälligkeiten zeigt.
Veränderungen in der Nahrungsaufnahme oder Unsauberkeit festgestellt werden.
Fazit
Die Körpersprache und das Verhalten einer Katze sind wertvolle Indikatoren für Schmerzen. Da Katzen Schmerzen instinktiv verstecken, ist es wichtig, auf subtile Veränderungen zu achten. Wer seine Katze genau beobachtet, kann Schmerzen frühzeitig erkennen und rechtzeitig tierärztliche Hilfe in Anspruch nehmen – für eine bessere Lebensqualität und ein glückliches Katzenleben.