Hunde und Katzen auf Silvesterlärm vorbereiten

Management, richtiger Beistand und frühzeitiges Training

Katze versteckt sich an Silvester unter einer Decke. Anrita/Pixabay © Anita/Pixabay

Silvester ist jedes Jahr aufs Neue eine große Herausforderung für unsere Heimtiere. Viele von ihnen durchleben panische Stunden oder sogar Tage. Wir Tierhalterinnen und Tierhalter wollen ihnen diese Zeit so stressfrei wie möglich gestalten, aber nicht immer haben wir die Möglichkeit, dem Lärm zu entgehen. Besonders mit Katzen ist ein Verreisen oder Wegfahren nicht so einfach möglich.

Wir haben daher unsere Kollegin Lisa Borchard, Referentin Tierschutz bei TASSO und Tierärztin mit dem Schwerpunkt Tierverhalten, um einige Tipps für die schlimmste Nacht des Jahres gebeten.

Mit diesen Ansätzen können Sie Ihrem Vierbeiner beim Silvesterkrach helfen

Management und Beistand
Hunde und Katzen lieben Normalität. Sie sind große Fans von Routinen. Genau diese geraten jedoch an Silvester durcheinander. Das passiert oft sogar schon in den Tagen vorher, da wir Menschen durch die Feiertage häufig unterwegs sind oder viel Besuch haben. An Silvester hilft es Tieren daher, wenn wir möglichst viel Normalität in den Tag bringen. In der Zeit rund um Silvester ist außerdem unser Management gefragt. Das beginnt damit, Freigängerkatzen frühzeitig nicht mehr rauszulassen, reicht über die gute Absicherung von Hunden auf Spaziergängen bis zum individuellen Beistand in der Silvesternacht selbst. Detaillierte Silvester-Tipps für Hund, Katze und kleine Heimtiere haben wir hier zusammengestellt.

Aktive Hilfe für Hunde und Katzen in der Silvesternacht
Was unseren Tieren in der Silvesternacht helfen kann, ist sehr individuell. Pauschal kann man da nur eines sicher sagen: Kein Heimtier sollte an Silvester alleine zu Hause bleiben. Auch wenn das Tier kein Problem mit Geräuschen hat, es kann doch immer mal etwas passieren, dass das Tier erschreckt oder verunsichert. Das bedeutet aber nicht, dass jedes Tier die ganze Zeit jemanden eng an seiner Seite haben will. Wie viel sozialen Beistand die Tiere wirklich möchten, ist sehr unterschiedlich. Wichtig ist es, dass wir uns anbieten. Uns also nicht aufdrängen, aber da sind. Dass wir eine normale Atmosphäre schaffen, in der wir ein Buch lesen, Musik hören oder fernsehen. Wenn das Tier dann Kontakt sucht, sollte es diesen Kontakt auch bekommen. Zum Beispiel durch entspanntes Streicheln.

Die Entscheidung, wie eng der Kontakt ist, sollte dabei dem jeweiligen Tier überlassen werden. Wir Halter:innen haben da meist schon ein gutes Bauchgefühl und eine gute Beziehung zum Vierbeiner, sodass wir wissen, ob unser Tier nur in der Nähe liegen oder intensiv durchgekrault werden möchte. Unsere Tiere senden jedoch oft auch subtile Signale, auf die wir achten können. Weiterhin kann man sich aber auch immer wieder mal versichern, ob das Tier noch gestreichelt werden möchte, indem das Streicheln kurz unterbrochen wird. Fordern Hunde oder Katzen durch Blicke, auffordernde Pfoten oder ein Stupsen wieder Kontakt ein, geht es weiter. Drehen sie sich weg, sollten wir das ebenfalls akzeptieren.

Es gibt jedoch auch Tiere, die sich lieber an einen aus ihrer Sicht sicheren Ort zurückziehen. Zum Beispiel ins Schlaf- oder Badezimmer. Auch dann ist es wichtig, dass wir ihnen zeigen, dass wir da sind. Wir sollten also die Türen offenlassen und zeigen, dass wir in der Nähe sind ohne uns aufzudrängen. Die Rückzugsplätze können wir den Tieren zusätzlich ein bisschen angenehmer gestalten, indem wir zum Beispiel eine bekannte Kuscheldecke bereitlegen. Grundsätzlich ist es eine gute Idee, wenn sichere Rückzugsorte schon vor Silvester etabliert werden. Wenn wir Menschen also aus den Vorjahren zum Beispiel wissen, dass sich unser Hund im Badezimmer besonders sicher fühlt, können wir das unterstützen und den Rückzug dorthin positiv verknüpfen, indem wir ihm dort schon vor Silvester eine Decke und immer wieder Kau- oder Schleckartikel anbieten.

Hilfsmittel wie Thundershirts, Gehörschutz und Co.
Es gibt einige Hilfsmittel, die Hunden und Katzen mit Geräuschangst die Tage rundum Silvester erleichtern können. Diese Hilfsmittel sind aber ebenfalls sehr individuell und für alles gilt: Es sollte nicht erst an Silvester eingeführt werden, sondern frühzeitig getestet und trainiert werden.

  • Ein spezieller Gehörschutz für Hunde kann zum Beispiel dafür sorgen, dass diese weniger von dem Lärm wahrnehmen und leichter ruhig bleiben können.
  • Auch sogenannte Thundershirts oder Tellington-Körperbänder helfen einigen Hunden und Katzen. Diese werden den Tieren angezogen bzw. auf eine bestimmte Art und Weise – die man sich vorher bitte unbedingt zeigen lassen sollte – gebunden. Dann üben sie einen leichten aber konstanten Druck auf den Körper aus. Das fördert die sogenannte sensorische Integration und führt zu einer besseren Körperwahrnehmung. Stark vereinfacht gesagt haben diese Hilfsmittel ähnliche Auswirkungen auf den Körper wie eine warme, geborgene Umarmung und können das Wohlbefinden der Tiere steigern. Auch für Katzen gibt es solche Shirts. Viele Katzen finden das anfangs jedoch sehr ungewohnt, daher sollte man es ebenfalls langsam trainieren und positiv verknüpfen.
  • Auch Pheromone und Nahrungsergänzungsmittel können zur Stressreduktion bei leichten Ängsten eingesetzt werden. Entspannungsmusik hat oft eine beruhigende Wirkung und dämpft die Geräusche, die von außen kommen. Wenn diese vorher mit entspanntem Verhalten verknüpft wurde, kann sie dem Hund oder der Katze zusätzlich sehr wirksam in die Entspannung helfen.

All das sind natürlich keine Wundermittel. Aber es sind einige Tools, die die Situation für Hunde und Katzen in der Silvesternacht erleichtern könnten. 

  • Es gibt auch Massagetechniken, wie zum Beispiel die Tellington Touches, die Hunde, aber auch Katzen entspannen können. Sie haben auf viele Tiere eine beruhigende Wirkung und es gibt tolle Online-Kurse und Bücher, um sich mit dieser Methode vertraut zu machen und die beruhigenden Berührungen bereits vor Silvester zuhause auszuprobieren.

Wichtig bei all dem ist, selbst ruhig zu bleiben. Wer gestresst ist, überträgt diesen Stress schnell auf das Tier. Es ist also auch für uns Menschen wichtig, tief ein- und auszuatmen und sich zu fokussieren und voll auf den Hund oder die Katze einzulassen.

Woran erkenne ich, dass ich meinem Tier helfen muss?
Aktives Management ist immer gefordert, sogar wenn Hunde gar keine Angst haben. Damit das so bleibt, können Hundehalter:innen jede Menge tun. 

Die meisten Hunde zeigen in der Silvesternacht eine milde Stresssymptomatik, das heißt, sie sind vielleicht etwas unruhiger als sonst, laufen auch mal durch die Wohnung, ziehen sich an ungewohnte Orte zurück. Obwohl sie recht ruhig wirken, sind das schon Verhaltensweisen, in die wir Menschen mit den oben aufgeführten unterstützenden Maßnahmen eingreifen können.

Wenn Hunde körperliche Symptome zeigen – wie zum Beispiel starkes Hecheln, Zittern, ungewohnte motorische Verhaltensweisen, Urin- und Kotabsatz, erhöhte Herzfrequenz, erweiterte Pupillen – kann das als eine rote Ampel gedeutet werden. Hier muss etwas getan werden. Entweder indem im kommenden Jahr weggefahren wird oder direkt mit Beginn des Jahres Unterstützung in Form von einer Verhaltenstherapie gesucht wird. Das ist ein Stress, den ein Tier nicht erleiden sollte, auch nicht nur für wenige Stunden im Jahr. Viele Hunde beeinträchtigt die Silvesterangst jedoch noch deutlich länger. Einige wollen auch Tage nach Silvester nicht mehr rausgehen oder sind dort sehr verunsichert. Spätestens wenn nach der Silvesternacht noch Probleme da sind, sollten Tierhalter:innen überlegen, was sie für das kommende Silvester ändern können. Zudem besteht die Gefahr der Generalisierung der Geräuschangst. Anfangs steht die Angst vor Feuerwerk im Vordergrund, häufig wird daraus aber im Laufe der Zeit eine Gewitterangst oder sogar eine generalisierte Geräuschangst, bei der viele verschiedene laute Alltagsgeräusche für das Tier problematisch werden.

Ansätze der Verhaltenstherapie
Die Verhaltenstherapie setzt dort an, wo der Reiz noch so klein ist, dass er keine negativen Emotionen auslöst. Bei der Desensibilisierung zum Beispiel, einer Methode in der Verhaltenstherapie, bekommt der Hund oder die Katze eine tolle Futterbeschäftigung und im Hintergrund wird ein Geräusch abgespielt, das so eine geringe Reizintensität aufweist, dass es beim Tier keine Angst auslöst. Nach und nach wird die Reizintensität gesteigert. Zeigt der Hund oder die Katze Stresssymptome, war der Trainingsschritt zu groß, denn das Training findet bei optimalem Verlauf gänzlich angstfrei statt. So werden die Tiere kleinschrittig und absolut stressfrei an verschiedene Geräusche gewöhnt. Das Training ist sehr anfällig für Fehler, denn viele Menschen haben hier zu große Trainingsschritte im Kopf und übersehen dabei Stresssymptome ihrer Tiere. Deswegen ist es immer gut, sich hier professionell begleiten zu lassen. Dies ist nur eine beispielhafte Methode aus dem verhaltenstherapeutischen Werkzeugkoffer, die oft mit anderen Trainingsansätzen kombiniert wird.

Medikamente
Manchmal ist es auch sinnvoll, den Hund oder die Katze mit angstlösenden Medikamenten zu begleiten. Diese ersetzen jedoch nie das Training, sondern erleichtern dieses nur oder helfen in Situationen, die auftreten, wenn man mit dem Training noch nicht so weit fortgeschritten ist, dass der Hund oder die Katze diese angstfrei erleben können. Für Hunde und Katzen gibt es zugelassene angstlösende Medikamente und auch Präparate aus der Humanmedizin, die unseren Tieren helfen können. Tierhalter:innen sollten hier frühzeitig in der Tierarztpraxis nachfragen und sich informieren, denn die psychischen Leiden der Tiere sollten ernstgenommen werden. Bei länger andauernder oder besonders starker Angst schüttet der Körper Stresshormone aus. Diese erhöhen unter anderem die Herz- und Atemfrequenz genauso wie es bei körperlichen Schmerzen passiert. Kurz gesagt, die Tiere leiden und es liegt in unserer Verantwortung als Tierhalter:innen dieses Leid zu minimieren oder im besten Fall zu verhindern.

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