Für viele Halterinnen und Halter ist ihr Hund nicht nur ein wichtiger Alltagsbegleiter, sondern auch ein optimaler Sportpartner. Denn schließlich brauchen Hunde Bewegung und Beschäftigung, und gemeinsame Aktivitäten stärken zudem die Hund-Mensch-Beziehung. Doch nicht jeder Hund ist begeistert und auch geeignet für Agility, Treibball und Co. So sollte man bei der Auswahl der passenden Sportart einiges beachten. Was genau das ist und warum es aus Tierschutzsicht so wichtig ist, in erster Linie die Gesundheit Ihres Vierbeiners im Blick zu haben, erfahren Sie in diesem Artikel.
Ist mein Hund für den Sport geeignet?
Wichtig ist, dass Halterinnen und Halter sich genau darüber informieren, wie hoch das Bewegungsbedürfnis ihres Hundes ist, welche körperlichen Voraussetzungen er mitbringt und welche Einschränkungen bestehen. Dabei spielen Fitness, Körperbau, Größe und Alter des Hundes eine wichtige Rolle.
Hunde mit angezüchteten Atemproblemen, wie der Mops oder die Französische Bulldogge, sind für Ausdauersport nicht geeignet. Welpen bzw. Junghunde in der Wachstumsphase (bis zu ca. 14-16 Monaten) dürfen keine gelenkbelastenden Sportarten machen, egal welcher Rasse sie angehören. Neben den körperlichen Voraussetzungen bringen Hunde rassetypische und individuelle Vorlieben und Stärken mit. Suchen Sie in Ruhe nach einer Beschäftigung, die zu Ihnen, Ihrem Hund und Ihrer Situation passt.
Beliebte Hundesportarten im Alltag und ihre Besonderheiten
Es gibt viele verschiedene Hundesportarten, die sich in ihren Anforderungen an Hund und Halter:in stark unterscheiden. Je nach Sportart werden Konzentration, Ausdauer und Schnelligkeit in unterschiedlicher Intensität gefördert. Für jedes Team wird sich bei Interesse eine passende Sportart finden, einen kleinen Überblick gibt es hier:
Agility
Eine der bekanntesten Hundesportarten ist das Agility. Dabei bewältigen Hund und Mensch gemeinsam einen Parcours, in dem der Hund über Hürden springt, durch Tunnel und Slalom läuft und verschiedene andere Hindernisse, wie Wippen, Stege, Wände und Reifen passiert. Ziel ist es, den Parcours möglichst schnell und fehlerfrei zu absolvieren. Beim Agility muss der Hund körperlich uneingeschränkt fit sein. Alternativen, bei denen es weniger auf Schnelligkeit ankommt und der Parcours auch für ältere und schwere Hunde angepasst werden kann, sind Mobility und Degility.
Hoopers
Wie auch beim Agility wird beim Hoopers ein Geräteparcours absolviert. Die Haupthindernisse stellen im Gegensatz zum Agility jedoch keine Sprünge, sondern Bögen („Hoops“) dar, durch die der Hund läuft. Außerdem wird der Hund auf Distanz mit Signalen geleitet, die Hundehalter:innen laufen also nicht mit.
Joggen mit Hund
Joggen kann besonders für lauffreudige Hunde eine sehr befriedigende Tätigkeit sein, bei der viele Endorphine freigesetzt werden. An das Joggen sollten Sie Ihren Hund langsam heranführen und zunächst immer nur kurze Intervalle auf dem Spaziergang einbauen. Laufen Sie am besten auf Wald und Wiesenwegen, das schont die Gelenke. Für Hunde mit gesundheitlichen Einschränkungen, insbesondere des Atmungs- und Bewegungsapparates, ist Joggen nicht geeignet. Auch bei großen und schweren Rassen sollte nur eine mäßige Belastung erfolgen. Vermeiden Sie zudem das Laufen bei Hitze, da das für Hunde schnell lebensgefährlich wird.
Schwimmen mit Hund
Schwimmen ist für fast alle Hunde geeignet und kann in der Intensität an die Fitness des Hundes angepasst werden. Insbesondere Hund mit Problemen im Bewegungsapparat profitieren von der gelenkschonenden Bewegung beim Schwimmen. Ob und in welchem Rahmen Ihrem Hund mit körperlichen Einschränkungen Schwimmeinheiten gut tun, klären Sie am besten zuvor mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt ab. Wichtig ist, dass Ihr Hund das Wasser und das Schwimmen mag und freiwillig ins Wasser geht – niemals darf er dazu gezwungen werden. Auch für ältere Hunde bietet Schwimmen eine gute Möglichkeit in Bewegung zu bleiben und Muskeln zu stärken,.
Lesen Sie auch unsere Tipps, worauf Sie beim Schwimmen im See mit Hund beachten sollten.
Fährtenarbeit mit Hund
Nasenarbeit ist für jeden Hund erlernbar und nicht nur für jagdlich ambitionierte Hunde eine tolle Beschäftigung für Kopf und Körper. Die Fährtenarbeit ist nur eine von vielen Möglichkeiten, sich mit seinem Hund in diesem Bereich sportlich zu betätigen. Dabei wird eine geruchliche Spur verfolgt, an deren Ende eine Belohnung für den Hund wartet. Andere Möglichkeiten des Hundesports aus der Nasenarbeit sind Mantrailing, Scent Detection oder die Rettungshundearbeit.
Weitere beliebte Sportaktivitäten sind unter anderem: Obedience, Flyball, Dog-Dancing und Hunde-Frisbee.
Wie kann ich meinen Hund an eine Sportart heranführen?
Für einen optimalen Start ins Hundesportleben ist eine professionelle Begleitung durch spezialisierten Hundetrainer:innen von Vorteil. So legt man einen soliden Grundstein und vermeidet typische Anfängerfehler beim Trainingseinstieg. Je nach Sportart gibt es Gruppenkurse, wie beim Agility, Obedience und in der Rettungshundearbeit oder auch Wochenendseminare und Intensivkurse zum Beispiel für das Canicross oder die Fährtenarbeit. Oft entstehen durch das Training in einer Hundeschule neue Kontakte zu Gleichgesinnten, die Austausch, gemeinsames Training und Freundschaften für Hund & Mensch ermöglichen. Achten Sie bei der Auswahl des Trainers oder der Trainerin darauf, dass diese positiv und wohlwollend mit dem Hund arbeiten. Hundesport soll Ihr gemeinsames Hobby werden und Strafe, Zwang und falscher Ehrgeiz sind hier absolut fehl am Platz.
Bitte denken Sie immer daran:
Hunde gehen nicht selten über ihre eigenen Belastungsgrenzen hinaus – sei es, um ihrem Menschen zu folgen oder bei Aktivitäten, die ihnen sehr viel Freude bereiten. Es liegt in immer einzig und allein in unserer Verantwortung als Hundehalter:innen, dafür zu sorgen, dass die Hunde sich nicht überanstrengen.
Wie wirkt sich Sport auf meinen Hund aus?
Eine verantwortungsvoll durchgeführte und zum Hund passende Sportart hat viele Vorteile für den Hund. Sie dient nicht nur der Auslastung und Beschäftigung, sondern fördert auch seine Konzentration und Fitness. Außerdem wird die Beziehung zum Menschen gestärkt und das Selbstvertrauen des Hundes wächst. Wichtig ist jedoch, dass die Bedürfnisse des Hundes und die Freude an der Sache im Zentrum stehen und nicht der Ehrgeiz des Menschen. Die vielen Vorteile können nämlich schnell zu Nachteilen werden, wenn der Hund überfordert, körperlich überlastet oder unverstanden ist.
Achten Sie immer darauf, dass das Ruhebedürfnis Ihres Hundes erfüllt wird (Hunde brauchen bis zu 20 Stunden Ruhe, Entspannung und Schlaf täglich), prüfen Sie, wie viel Sport Ihr Tier wirklich benötigt und vor allem, haben Sie Spaß dabei.
Warum hat mein Hund keine Lust auf Hundesport?
Wenn ein Hund motiviert oder lustlos erscheint, sollte er nie zum Sport gezwungen werden. Zunächst ist eine tierärztliche Abklärung sinnvoll, um gesundheitliche Ursachen auszuschließen. Hunde zeigen Schmerzen oft nur sehr subtil und weniger Freude beim Hundesport kann ein Symptom für eine ernstzunehmende gesundheitliche Thematik sein. Wenn der Hund gesundheitlich fit ist, ist vielleicht noch nicht der passende Hundesport gefunden. Außerdem sollten Sie die Trainingsmethoden hinterfragen und sicher gehen, dass der Hund über positive Verstärkung trainiert wird und die gemeinsame sportliche Beschäftigung für ihn eine sich lohnende Aktivität darstellt.
Wie zeitintensiv ist Hundesport?
Hundesport kann in ganz verschiedenen Intensitäten durchgeführt werden. Manche Teams trainieren mehrmals wöchentlich, andere nur hin und wieder. Grundsätzlich profitieren Hunde von Routinen, die Sie ganz individuell für sich und Ihren Hund festlegen können. Hunde, die sehr aktiv im Hundesport geführt werden, sollten nach Möglichkeit nicht plötzlich auf diese Auslastung verzichten müssen, da der Sport zu einem Bedürfnis geworden ist. Wenn sich die Trainingssituation verändert, berücksichtigen Sie die Auswirkungen auf Ihren Hund, beschäftigen Sie ihn ggfs. durch geeignete Alternativen und geben Sie ihm Zeit für die Umstellung.
Wann sollte ich auf Hundesport verzichten?
Grundsätzlich kann sich jeder Hund sportlich betätigen, wenn seine persönlichen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Einschränkungen gesehen und berücksichtigt werden. Ausschlusskriterium für jegliche Sportarten sind Schmerzen des Hundes, die immer zunächst tiermedizinisch abgeklärt und behandelt werden sollten.
Bei Welpen sollte der Fokus zunächst auf einer guten Sozialisierung und den wichtigen Alltagskompetenzen liegen. Dabei können aber schon spielerisch erste Begegnungen mit Elementen aus dem Hundesport eingebaut werden. So können auch Welpen schon einen Tunnel erkunden oder ein Dummy tragen. Körperlich belastende Sportaktivitäten, insbesondere der Gelenke, sollten erst stattfinden, wenn der Hund ausgewachsen ist. Auch vierbeinige Senioren können sich noch sportlich betätigen, allerdings muss auch hier das Training besonders auf ihre Bedürfnisse angepasst werden. Insbesondere kleine Fitness- und Balanceübungen halten im Alter fit. Nasenarbeit kann bis ins hohe Alter absolviert werden, selbst wenn Hör- und Sehsinn schon langsam abnehmen. Wenn Sie sich unsicher sind, ob Ihr Hund für eine bestimmte Hundesportart geeignet ist, kontaktieren Sie immer eine Tierärztin oder einen Tierarzt.
10 wichtige Hinweise, wenn Sie mit Ihrem Hund Sport ausüben möchten
Hinweis 1: Grenzen des Hundes
Beachten Sie beim Training die Grenzen ihres Hundes und überfordern Sie ihn nicht. Die Freude an der gemeinsamen Aktivität sollte immer im Vordergrund stehen.
Hinweis 2: Außentemperatur beim Sport mit Hund beachten
Achten Sie auf die Außentemperatur, denn Hunde sind deutlich weniger hitzetolerant als wir Menschen. Ihre Thermoregulation funktioniert fast ausschließlich über das Hecheln. Haben Sie bereits ab 20 Grad ihren Hund gut im Blick und legen Sie ausreichend Trinkpausen im Schatten ein. Ab 25 Grad Außentemperatur sollten körperlich belastende Aktivitäten in kühlen Hallen, oder in den frühen Morgen- und späten Abendstunden stattfinden. Lesen Sie hier, wie Sie Ihrem Vierbeiner durch den Sommer helfen. An warmen Tagen stellt zusätzlich der heiße Asphalt eine Gefahr für die empfindlichen Pfotenballen dar. Halten Sie Ihren Handrücken auf den Asphalt, wenn das schmerzhaft heiß für Ihre Hand ist, dann ist es dies auch für die Pfoten Ihres Hundes.
Hinweis 3: Magendrehung
Eine Magendrehung bedeutet für Hunde Lebensgefahr. Die Ursachen für eine Magendrehung sind vielfältig und nicht abschließend erforscht, jedoch kann körperliche Aktivität nach einer Mahlzeit das Risiko für eine Magendrehung steigern. Lassen Sie Ihren Hund nach dem Essen mindestens zwei Stunden ruhen. Im TASSO-Tiergesundheits-Lexikon finden Sie weitere Informationen zur Magendrehung bei Hunden.
Hinweis 4: Kranker Hund
Verzichten Sie auf Hundesport, wenn Ihr Hund erkrankt ist. Das gilt zum Beispiel bei Erkältung, Durchfall und sonstigen Erkrankungen, die das Wohlbefinden des Hundes beeinträchtigen. Belastung kann einen kranken Hund zusätzlich schwächen und die Gesundheit nachhaltig gefährden.
Hinweis 5: Fachkundige Beratung
Bei allen Sportarten, die zusätzliches Equipment erfordern: lassen Sie sich bei der Anschaffung fachkundig beraten und überprüfen Sie Ihr Equipment regelmäßig auf den Zustand und die Passform. Schlechtsitzende Zuggeschirre oder beschädigte Agilitygeräte stellen ein Gesundheits- und Verletzungsrisiko für Ihren Hund dar.
Hinweis 6: Halsband
Am Halsband des Hundes sollte im Alltag und bei Sport kein Zug entstehen. Gutsitzende Brustgeschirre stellen eine sinnvolle Alternative zum Halsband dar und verteilen den Druck, der bei einem aufgeregten ziehenden Hund entsteht besser auf den Hundekörper. Wenn Sie mit Ihrem Hund joggen gehen und der Hund dabei im Zug läuft, sollten Sie auf spezielle Zuggeschirre ausweichen.
Hinweis 7: Geeignete Materialien beim Sport
Nutzen Sie bei der Auslastung Ihres Hundes nur geeignete Materialien, von denen kein Verletzungsrisiko ausgeht. Gefährlich sind zum Beispiel das Spielen oder Apportieren mit Stöckchen. Dabei kann der Stock beim Fangversuch oder beim Tragen in den Rachen stoßen und schwere Verletzungen verursachen. Mehr dazu können Sie in unserem Tiergesundheitslexikon lesen: Stöckchenverletzung. Auch das Spielen mit einem Ball, kann gefährlich sein, wenn der Ball verschluckt wird oder in der Luftröhre stecken bleibt. Hier sollte unbedingt auf eine für den Hund passende Größe geachtet werden.
Hinweis 8: Ballwerfen
Stupides Ballwerfen über einen längeren Zeitraum ist keine geeignete Sportaktivität für Hunde. Neben der Belastung für die Gelenke durch die starken Abbremsungen vor dem Ball, führt es bei Hunden häufig zu einer Art Suchtverhalten. Sinnvoller ist es, den Ball gezielt als besondere Belohnung für ein erwünschtes Verhalten zu nutzen oder ihn anderweitig ins Training zu integrieren, zum Beispiel als Suchspiel. Dabei sollte immer die Erregungslage des Hundes im Blick behalten werden.
Hinweis 9: Training nach Tagesform des Hunde ausrichten
Trainieren Sie immer „den Hund von heute“. Hunde sind Lebewesen, deren Leistungsvermögen und -bereitschaft schwankt. Nehmen Sie sich deswegen vor jeder Trainingseinheit Zeit, um Ihren Hund mental und körperlich aufzuwärmen und ein Gefühl für seinen körperlichen Zustand, seine Motivation und die allgemeine Verfassung zu bekommen. Richten Sie Ihr Training danach aus und trainieren Sie nicht starr nach Plan.
Hinweis 10: Tierärzliche Untersuchung
Sportlich aktive Hunde müssen in körperlich belastenden Sportarten eine einwandfreie Physis aufweisen. Lassen Sie Ihren Hund zweimal im Jahr und bei jedem Verdacht auf eine Einschränkung tierärztlich untersuchen und ergänzen Sie Ihr Training ggfs. durch Physiotherapie, Chriopraktische Behandlungen und Fitness-Training.
Was ist tierfreundlicher Hundesport?
Hundesport geht über tägliche normale Spaziergänge hinaus. Gemeint sind Aktivitäten, die Menschen in ihrer Freizeit mit ihren Hunden ausüben, zum Beispiel gemeinsames Joggen, Agility, Treibball oder Fährtenarbeit. Dabei darf der Sport, sei es im Freizeitbereich oder auf Wettkampfniveau, keinesfalls dem Hund schaden. Das Wohl des Tieres muss immer oberste Priorität haben.
Was steht im Tierschutzgesetz?
Egal welchen Sport Menschen mit ihrem Hund betreiben möchten, die Belastung muss sich immer an den Bedürfnissen und körperlichen Möglichkeiten des Tieres orientieren. Laut Tierschutzgesetz darf Tieren keine Leistung abverlangt werden, zu der sie körperlich nicht in der Lage sind. Das TschG verbietet nach § 3 Nr. 1 „einem Tier außer in Notfällen Leistungen abzuverlangen, denen es wegen seines Zustandes offensichtlich nicht gewachsen ist oder die offensichtlich seine Kräfte übersteigen“ und nach § 3 Nr. 5 „ein Tier auszubilden oder zu trainieren, sofern damit erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden für das Tier verbunden sind.“