Gesundheitsrisiken bei Welpen aus illegalem Handel

Was kann auf Sie zukommen?

© TASSO e.V.
Der illegale Welpenhandel bringt erhebliche gesundheitliche Risiken für Hunde mit sich.

Der illegale Welpenhandel ist nicht nur unethisch und eine klare Missachtung des Tierwohls, er bringt auch erhebliche gesundheitliche Risiken mit sich – unter deren Folgen sowohl die Tiere als auch ihre neuen Familien oftmals massiv leiden. Die jungen Hunde und Katzen, die aus solchen Bedingungen stammen, leiden oft unter Krankheiten, die durch mangelnde Hygiene, fehlende medizinische Versorgung, tierschutzwidrige Unterbringung und die stressreiche Trennung von der Mutter in einem zu frühen Alter verursacht werden.

Ein Überblick über Erkrankungen und ihre Folgen:

Atemwegserkrankungen:
Aufgrund schlechter hygienischer Bedingungen in den ersten Lebenswochen sowie während des Transports sind viele Welpen von Lungenentzündungen und anderen Atemwegserkrankungen betroffen. Oft werden bestimmte Krankheitserreger auch schon durch das Muttertier übertragen. Besonders die Erreger des Katzenschnupfens (Calicivirus, Chlamydien, Mycoplasmen, Bordetellen, Herpesvirus) und des Zwingerhustens (Parainfuenzavirus, Adenovirus, Bordetellen, Mycoplasmen) können respiratorische Symptome oder auch chronische Augenentzündungen hervorrufen. Die Behandlung besteht aus einer Kombination von Antibiotika, Virostatika, Inhalationstherapien, entzündungshemmenden Medikamenten und in schweren Fällen auch Sauerstoffversorgung. Unbehandelt können sie zu lebenslangen Spätfolgen führen oder sogar tödlich verlaufen.

Ernährungsbedingte Mängel:
Ein Mangel an Protein, Kalzium, Phosphor, Vitaminen, Eisen oder essentiellen Fettsäuren führt zu einer Reihe von Gesundheitsproblemen wie Wachstumsstörungen, Skelettproblemen, schlechter Haut und Fellbeschaffenheit sowie einem geschwächten Immunsystem.

Magen-Darm-Erkrankungen:
Mangelnde Hygiene, Parasitenbefall und eine unausgewogene Ernährung führen oft zu schwerwiegenden Verdauungsproblemen. Die noch immunschwachen Welpen leiden häufig unter Giardien oder auch Kokzidien; Protozoen, die blutigen Durchfall, Erbrechen und Dehydratation verursachen können. Aber auch virale und bakterielle Erreger (z.B canine Coronaviren, Escherichia coli) können gastrointestinale Störungen auslösen. Eine umfangreiche Diagnostik (Kotuntersuchung, Bluttest, Ultraschall) ist notwendig, um Infektionen oder Organschäden auszuschließen. Die Behandlung umfasst zum Beispiel Entwurmungen, spezielle Diäten, Probiotika und in schweren Fällen Infusionstherapien gegen Dehydrierung.

Parasitäre Infektionen:
Haken-, Spul- und Bandwürmer können zu Durchfall, Erbrechen, schlechter Nährstoffverwertung, Gewichtsverlust und Anämie führen. Ein Herzwurmbefall (Dirofilariose) verursacht häufig schwere Schäden an Herz und Lunge und zieht eine risikoreiche Behandlung mit sich. Flöhe und Zecken können Krankheiten wie Flohfleckfieber und Reisekrankheiten übertragen, die auch als Mittelmeerkrankheiten bekannt sind.

Reisekrankheiten:
Babesiose, Ehrlichiose, Anaplasmose, Leishmaniose, Hepatozoonose, Dirofilariose): Diese durch Zecken, Stech- und Sandmücken übertragenen Infektionskrankheiten können auch noch bei erwachsenen Tieren ausbrechen und schwerwiegende Symptome wie Anämie, Durchfall, Erbrechen, Organschäden, neurologische Symptome oder auch Hautprobleme verursachen. Manche der Erreger können lebenslang im Körper verbleiben, was einen immer wiederkehrenden Ausbruch möglich macht und die Diagnostik erschwert. Oft müssen aufwendige Blutuntersuchungen durchgeführt werden und eine dauerhafte Behandlung mit Medikamenten ist notwendig. Mit manchen Reisekrankheiten haben die Tiere ein Leben lang zu kämpfen.

Parvovirose:
Diese hochansteckende Viruserkrankung führt zu schwerem Erbrechen, blutigem Durchfall und Dehydrierung und kann besonders bei immunschwachen, nicht geimpften Welpen tödlich enden. Die Behandlung erfordert eine intensive stationäre Betreuung mit Infusionstherapie, Antibiotika zur Sekundärinfektionsprävention und Medikamente zur Linderung der Symptome. In schweren Fällen kann eine Bluttransfusion notwendig sein. Die erkrankten Tiere müssen zudem in Quarantäne und getrennt vom restlichen Tierbestand untergebracht werden, eine Anforderung, die viele Kliniken nicht erfüllen können.

Hüftdysplasie und andere erbliche Erkrankungen:
Hunderassen aus unseriöser Zucht leiden oft unter genetisch bedingten Gelenkerkrankungen, die zu Schmerzen und Lahmheiten führen. Die Behandlung reicht von Physiotherapie und Schmerzmanagement bis hin zu aufwendigen chirurgischen Eingriffen wie einer Arthroskopie oder einem Hüftgelenkersatz. Diese Operationen sind aufwendig und erfordern eine lange Rehabilitationsphase mit zusätzlicher medikamentöser und physiotherapeutischer Betreuung. Rassespezifische Qualzuchtmerkmale wie Brachycephalie oder der Merle-Faktor können ebenfalls Leid für die Tiere und Kosten für ihre Halter:innen bedeuten. Auch Allergien treten bei bestimmten Rassen häufiger auf und können zu dauerhaften Problemen führen.

Verhaltensstörungen durch mangelnde Sozialisierung:
Fehlende Prägung und traumatische Erlebnisse in der frühen Entwicklungsphase führen oft zu Ängsten, Aggressionsverhalten oder Trennungsproblemen. Die Therapie erfordert häufig langfristiges Training mit spezialisierten Hundetrainer:innen oder Verhaltenstherapeut:innen und manchmal auch die Unterstützung durch verhaltenstherapeutische Medikamente.


Die vergessenen Opfer: Elterntiere im illegalen Handel

Die öffentliche Aufmerksamkeit richtet sich meist auf die gehandelten Welpen. Doch auch die Elterntiere tragen ein immenses leid, das meist ihr Leben lang andauert. Besonders die Mutterhündinnen fristen in illegalen Zuchtanlagen ein Leben unter grausamen, dauerhaft qualvollen Bedingungen. Sie sind dauerhaft eingesperrt, oft in viel zu kleinen, verdreckten Verschlägen, die nie gereinigt werden. Frische Luft, Bewegung oder Kontakt zur Außenwelt gibt es nicht. Viele dieser Tiere sehen ihr Leben lang kein Tageslicht.

Eine medizinische Versorgung findet nicht statt, weder Vorsorge noch Behandlung bei Krankheit oder Verletzungen. Die Tiere bekommen häufig nicht einmal ausreichend Futter oder sauberes Wasser. Viele sind stark unterernährt, leiden unter Parasiten, offenen Wunden oder chronischen Infektionen. Die Hündinnen werden bei jeder Läufigkeit gedeckt, körperlich ausgelaugt und seelisch gebrochen. Wenn sie keine Welpen mehr gebären können, gelten sie als wertlos. Dann werden sie ausgesetzt, getötet oder verramscht.

Diese Tiere sind nichts weiter als Produktionsmittel im System des illegalen Welpenhandels, ohne Rechte, ohne Schutz, ohne jede Empathie. Ihr Schicksal steht exemplarisch für die Brutalität und Rücksichtslosigkeit, mit der in diesem Geschäft gearbeitet wird.


Illegaler Welpenhandel bedeutet verborgenen Kosten und hohe Risiken

Welpen aus illegalem Handel haben meistens schlechte Startbedingungen und kommen nicht selten krank bei ihren neuen Familien an. Viele von ihnen benötigen eine langfristige medizinische Betreuung und viel Unterstützung, um die Folgen der mangelhaften Sozialisierung abzufangen. Die Dauer und Intensität der Behandlungen sind je nach Krankheitsbild unterschiedlich. Die Kosten können jedoch schnell auf einen hohen vierstelligen Bereich ansteigen. Häufig sind mehrere Tierarztbesuche, eine ausgiebige Diagnostik und eine längere Behandlung nötig, um den Tieren zu helfen. Bei schweren Krankheitsverläufen müssen die betroffenen Hunde und Katzen mehrere Tage in einer Klinik versorgt werden. Hier kann täglich eine dreistellige Summe an Kosten dazukommen.

Fehlende Impfungen werden oft durch gefälschte Impfpässe verschleiert, was die Risiken und Kosten für die neuen Halter:innen und ihre Haustiere erhöht. Die fehlende Impfung gegen Krankheiten wie Tollwut stellt zudem ein erhebliches öffentliches Gesundheitsrisiko dar, denn Deutschland ist inzwischen frei von terrestrischer Tollwut, viele Herkunftsländer der illegal importierten Welpen sind es nicht.

Diese Herausforderungen sind für neue Halter:innen oft unerwartet und können emotional wie finanziell sehr belastend sein. Daher ist es wichtig, sich der Risiken des illegalen Welpenhandels bewusst zu sein und ein Tier aus einer seriösen Quelle zu adoptieren oder zu kaufen.


Erste Hilfe und Maßnahmen bei der Übernahme eines Welpen

Für neue Familien von Welpen, die möglicherweise aus illegalem Handel stammen, ist es entscheidend, schnell zu handeln – auch wenn die Tiere auf den ersten Blick fit wirken. Durch schnelle Abklärung und erste Maßnahmen kann die Gesundheit und damit das Leben des Tieres geschützt werden:

  • Tierärztliche Untersuchung: Ein umfassender Gesundheitscheck beim Tierarzt ist unerlässlich und sollte sofort nach der Übernahme des Tieres geschehen.
     
  • Reisekrankheiten: Importierte Welpen sollten eigentlich schon vor Ausreise auf Reisekrankheiten getestet werden. Wichtig ist, dass dieser Test ein halbes Jahr nach Ankunft wiederholt wird, da manche Erreger nicht so früh nachgewiesen werden können.
     
  • Quarantäne: Um die Verbreitung von Krankheiten zu verhindern, sollte der neue Welpe von anderen Tieren isoliert werden, bis eine Tierärztin oderein Tierarzt ihn als gesund, beziehungsweise nicht ansteckend eingestuft hat.
     
  • Impfungen und Entwurmung: Alle notwendigen Impfungen sollten nachgeholt werden. Die Tiere sollten entwurmt und gegen Ektoparasiten behandelt werden.
     
  • Ernährungsmanagement: Eine ausgewogene Ernährung, die speziell auf die Bedürfnisse junger Hunde zugeschnitten ist, muss sichergestellt werden.


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Folgen des Welpenhandels

Schlechte Startbedingungen

Der illegale Welpenhandel hat schwerwiegende Folgen für die betroffenen Hunde und ihre Menschen. Neben gesundheitlichen Problemen leiden viele dieser Hunde unter erheblichen Verhaltensstörungen, die auf ihre schlechten Startbedingungen zurückzuführen sind. 

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Herausforderungen

Illegaler Welpenhandel in der EU

Die bisherige rechtliche Lage in der EU hat es Welpenhändlern ermöglicht, relativ unbehelligt zu bleiben. Hauptprobleme sind die Nutzung von Schlupflöchern in den nationalen und internationalen Gesetzen und die mangelnde Koordination zwischen den Mitgliedstaaten. 

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Seriöse Züchter

Tipps für den Welpenkauf

Sie möchten ein Tier von einem Züchter kaufen? Wir zeigen Ihnen, wie Sie seriöse von unseriösen Züchtern unterscheiden können. 

 

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